Sonntag, 30. Dezember 2007

durchstarten


Schnell noch zwei Termine für den Jahresanfang:

Am kommenden Samstag (5.1.) gibts ein Videoereignis in Köln, klein aber fein - siehe das Bild oben. Das ganze findet statt von 20 bis 23 Uhr im Raum für Kunst und Musik e.V. (ein momentan eher virtueller Raum, zu Gast in der Aachener Strasse 66.

Am 18. Januar (19.30h) zeigt Christian Deckert eine Auswahl der besten Kurzfilme aus dem vergangenen Kurzfilmfestival in Detmold. Das ganze läuft im Filmmuseum (Altstadt, Schulstraße 4, neben dem
Hetjens-Museum). Versprochen wird ein ausgesprochen spannendes, lockeres Programm.

Veranstalter ist die film werkstatt, ein e.V., der in Kaiserswerth sitzt und vor allem Schulungen für Filmleute und Künstler anbietet, nicht nur für Einsteiger. Unter dem label filmlaboratorium gibtshier für Filmemacher und Künstler die Chance zur Arbeit an großen Projekten - hier kann man die Bewerbungsvoraussetzungen nachlesen. Die Frist für 2008 ist vorbei, Infos zu Projekten 2008/ 09 kommen.

Montag, 24. Dezember 2007

genauer arbeiten (für die Leser in Münster)

Hausaufgabe: Bei Hinweisen auf Termine bitte genauere Angaben zu Ort und Zeit, wenigstens den Wochentag. Richtig. Wird erledigt.

Samstag, 22. Dezember 2007

was alles fehlt



Plötzlich kam eine Menge Arbeit auf mich zu. Das wars dann für eine Weile mit dem Bloggen. Was in der Zeit alles hätte geschrieben und kommentiert werden sollen:

Die Palermo-Ausstellung in der Kunsthalle, aber eigentlich muß man dazu kaum was sagen, die Sachen sind natürlich längst Klassik. Die blauen Dreiecke über den Türen hätte man sich sparen können, für diese massiven Doppeltüren mit Alarmleitungen und 5cm dickem Türblatt ist dieses Multiple (ist es doch oder?) zu sparsam. Die schienbeinhohen Absperrungen aus fetten Vierkantrohren sind ein Witz, notwendig natürlich, aber extrem störend.

Vielleicht schreib ich mal was dazu, warum Palermo mit Secondary oder Primary wohl wenig zu tun hat. Mal sehen.

Kurze Anmerkungen zur Ausstellung SkulpturSkulptur in Mülheim. Oben gibts wenigstens ein zwei Fotos, ich war auf den letzten Drücker da, hat sich gelohnt.

Eine Anmerkung zur Verleihung der Medici-Nadel an die Firma e.on. Das Ding wird verliehen vom Marketing-Club, was ich mir etwa so vorstelle wie eine Mischung aus Rotary-Club und OpenBC (oder Xing, wie das jetzt heißt).

Die Nadel gibts für Unternehmen, die sich um die Kultur verdient gemacht haben (der Preis selbst ist nicht dotiert.) Daß ausgerechnet e.on damit ausgezeichnet wird, gibt mir die Chance zu erwähnen, daß die Medici Kultur auch gern gezielt fürs Marketing eingesetzt haben, auch nicht anders als e.on also. Allerdings dann schon sehr breit gestreut, gut beraten und über Zeiträume, die für Manager mit Zeitverträgen kaum vorstellbar sind. Die Medici haben im übrigen zum Zerfall der Republik Florenz und der Einführung feudaler Strukturen entscheidend beigetragen.

Ein Besuch des Meierhof-Projekts (in DDF-Himmelgeist), die Eröffnungsausstellung "Watching the Detectives" läuft noch bis 6.1.08 (Kölner 55 60Weg 51, DDF-Himmelgeist, 0174 533).

Eine Notiz zum Versuch, eine riesige Sammlung von Spielzeugfiguren (von Action-Man bis zu Kiss oder Tarantino als mehr oder weniger genau nachgebildete Puppen) durch fotografische Inszenierung und Aufblasen aufs Großformat plus PR_Maschinerie in einen "Subkultur"-Diskurs einzuklinken. Nennt sich artempus, findet sich auf der Königsallee 33 (Bankenseite) und ist bei allem technischen Aufwand ästhetisch harmlos. Dafür aber teuer.

Eine Grübelei über die Hinwendung des Fotografen Boris Becker zu dokumentarischen Themen in der Ausstellung "Stille Flucht", ein Gemeinschaftsprojekt mit der UNO-Flüchtlingshilfe (KAH Bonn, bis 13. Januar 08) - unter den Fotografen, die in den 90ern prominent wurden, ist er sicher einer der unprätentiösen. Wo z.B. Struth Städte und Räume zu Opern inszeniert, sucht Becker nach Spuren menschlicher Aktivitäten vor einem (intelligiblen) Horizont, der abgebildet, aber nicht inszeniert werden kann. Das mal so als Arbeitsthese. Will sagen: Bei den Celebrities der Fotografie ist der Künstler derjenige, der die Fiktion des Abgebildeten kontrolliert. Was man sieht, sieht (und erkennt) man nur, weil der K. es will. Becker läßt eine Sicht auf seine Bilder zu, die einen Hintergrund jenseits des Inszenierbaren zeigen oder erkennen lassen - das kann man Natur nennen, Landschaft oder auch den Prozeß der Zivilisation.

Muß man mal deutlicher schreiben.

Der Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf an Monika Stricker und Martin Pfeifle. (Ausstellung im Kunstraum, Himmelgeister Str. noch bis 27.1., allerdings nicht vom 17. 12. bis 2.1.)

Ein Besuch der Ausstelung Biosphäre I - Kosmologie bei Cora Hölzl (noch bis 26.1.)

Der rechtzeitige Hinweis auf den Kunstfilmtag im Malkasten (war am 15.12.) mit (gefühlt) allen, die im Umkreis der Stadt DDF mit Film und Video arbeiten.

Schließlich eine Selbstbefragung zur Beobachtung, daß mich die Sugimoto-Ausstellung im K20 völlig kalt läßt. Bis auf die Glasnegative frühester Foto-Pioniere (1830er Jahre), die er aus Archiven geholt und heute zum ersten Mal in ihrer Existenz als Papierabzüge zeigt, große Blätter, auf denen kaum etwas zu sehen ist, erst spät sieht man die Umrisse eines Blattes oder eines Zweigs. Auch die Seascapes sind in manchen Momenten schön, aber manchmal schreit mir das ganze zu laut "Achtung Konzept".

Schließlich noch ein Artikel in der Zeit zum Bloggen.


Abb.: Arbeiten Stefan Löffelhardt (Mixed Media), Jan Scharrelmann (Lack, Stahl), fotografiert in der Ausstellung SkulpturSkulptur

Mittwoch, 14. November 2007

Kunst(kauf) für Sansibar (ab Freitag!)
























Tabea Langenkamp sammelt Geld für ein Waisenhaus in Sansibar. Am Freitag eröffnet ihre Ausstellung mit vielen guten Namen, alles soll verkauft werden. Da drücken wir die Daumen. Bemerkens- und nachahmenswert finde ich, daß Waisenhaus und Künstler sich den Verkaufspreis teilen (halbe/ halbe). Absolut fair.

Kuratiert wird das ganze von der Mini Bar , die eine Reihe von sehr guten Leuten unter einen Hut bekommen haben.

Die Eröffnung ist um 19h in der Düsseldorfer Strasse 25a, (Verlängerung der Kniebrücke auf Oberkasseler Seite, etwa 200m hinter der Jugendherberge.) Das ganze läuft offiziell nur über das Wochenende, in der Woche danach bei Interesse einfach anrufen: (DDF) 572 644

Sonntag, 11. November 2007

Trendwände

























Es gibt eine Menge richtig guter Künstler in Düsseldorf, von denen man wenig hört und sieht. Die Ausstellungsreihe Trendwände ist eine gute Chance, wenigstens einige davon zu sehen und für sich zu entdecken.

Über Michalis Nicolaides und Nada Sebestyen habe ich schon geschrieben, den Fotografen Taki Kiometzis mächte ich erwähnen, den Bildhauer Christian Schreckenberger und vor allem - Ausstellung läuft noch!! - Hyun-Mee Ahn, Malerin/ Bildhauerin (oder?), die eine Reihe von Arbeiten zeigt, die wirklch haarscharf den Übergang zwischen Objekt und dessen Auflösung in Malerei fixieren.

(Trendwände, Kunstraum, Himmelgeister Straße/ Salzmannbau, aktuelle Ausstellung noch bis einschließlich Sonntag, 18.11., geöffnet Do Fr 17 - 22h, Sa So 14 - 18h)


(Abb.: Hyun-Mee Ahn, flying visit, 2007, ca. 320 x 160cm, Höhe ca. 400cm, Holzleisten, Farben, Schrauben; unten: Dispergens 32, 28.7 x 33cm, Mischtechnik auf MDF)

Dienstag, 6. November 2007

Secondary Structures

Zwei Blicke in die Ausstellung: "Tisch für Secondary Structures" (stahl, Holz, 98x450x90cm), entworfen vom Architekten Karsten Weber, und (unten) ein Detail der 5teiligen Installation "Auto-Protection" von Didier Rittener (Polyester, je 210x230x230cm)

(Fotos: © Peter Uertz)

Montag, 5. November 2007

Kunstpreis für Marlene Dumas

Dazu gabs schon mal ein posting, hier nur ein zwei aktuelle Infos und Gedanken: Aus fachlich kompetenten Kreisen war zu erfahren, daß es die Absicht gibt, eine Ausstellung mit Arbeiten der Preisträgerin zu organisieren. Wann das sein wird, war nicht abschließend zu erfahren (2008, vielleicht sogar später). 

Im Frühjahr eine Entscheidung über den Preisträger zu treffen, läßt auch beim besten Willen zu wenig Zeit für eine Ausstellungsvorbereitung (ein halbes Jahr für eine Ausstellung mit einer Künstlerin, die nicht gerade auf Anfragen warten muß? Nicht im Traum.) Was viel aussagt über die Prioritäten derjenigen, die sich einen solchen Preis ausdenken: Marketing geht vor durchdachten Konzepten.

fast verpasst

"Talking Pictures. Theatralität in zeitgenössischen Film- und Videoarbeiten", endete heute. Lohnend schon wegen der eindrücklichen Arbeit von Catherine Sullivan (Five Economies / Big Hunt, 2002). Links mit mehr Infos zu ihren Arbeiten gibts hier und hier.

Montag, 29. Oktober 2007

Secondary * Thoughts on Secondary Structures


Aha denkt der Kunstgebildete. Fruhtrunk, Günter. Streifen, Augenflimmern, Überforderung des Sehnervs, Bridget Riley auch, Josef Albers maybe.

Das wurde ein langer Abend. Viel Herumgehen und über einzelne Arbeiten mit Leuten sprechen brachte keine echten Aufschluß darüber, warum die ganze Ausstellung denn nun gelungen ist. Und gelungen ist sie, wenn man das Wort mal benutzen darf, das allerdings für die Rechtschreibübung des Drittklässlers genau so gebraucht wird, wie für ein Mega-Hochhaus: Gelungen.

An den einzelnen Arbeiten liegts nicht unbedingt, einiges ist doch etwas akademisch, so auch die Arbeit, die hier abgebildet ist (Markus Ebner, Trennendes Weiß, 2007, vier Leinwände, Acryl/ Vinyl a Lwd., 80x77 bis 227x193cm). Sie ist interessant genug, um sich eine Weile daran abzuarbeiten. Trotz der identischen Komposition ist die Wirkung natürlich nicht gleich, auch die Art und Weise wie sich hier jemand eine ganze Wand in diesem verkorksten Ambiente greift, verdient Respekt (die wem gilt? dem Maler oder den Kuratoren, die die Hängung besorgten?)

Die Hängung orientiert sich stärker an den Raummaßen, als an der "klassischen" Rücksicht auf Augenhöhe, oder Besuchergröße - sprich: das ganze ist weniger eine museale Präsentation, als eine Raum-Montage. Das wirkt sich auf den Besucher aus, andachtsvoll nah vor einer Arbeit stehenbleiben und im Sehen verstehen geht nicht. Wer das versucht, bekommt Nackenstarre und sieht trotzdem nur einen Ausschnitt. Die Organisation der Bilder im Raum stellt von vornherein klar, daß Kontemplation nicht gefragt ist. Es gibt auch nichts, was diese Zutraulichkeit des Besuchers notwendig macht, die perfekten Oberflächen brauchen keine Intimität.

Speziell Markus Ebners Arbeiten lassen allerdings bald etwas nach. Im Rahmen der Ausstellung sind sie ein druckvolles Signal, ansonsten bleibt der Eindruck, daß hier nicht ganz neue Einsichten und Möglichkeiten vielleicht eine Spur zu dröge durchdekliniert werden**.

Das gilt mit leichten Abwandlungen für vieles in dieser Ausstellung, ist aber (für mich) gar nicht so negativ, wie es sich liest. Nicht nur was man macht, ist entscheidend, sondern auch, wann. Die Hängung der Arbeiten, die nichts übersensibles hat, sondern eher an die genaue und nüchterne Arbeit von Vermessungstechnikern denken läßt, ist klasse. Das Timing stimmt, nicht nur, weil nebenan Palermo zu sehen ist (und in der Galerie Thomas Flor mit "Paintings from New York 1967 - 75" Positionen gezeigt werden, die diese beiden Ausstellungen ergänzen).

Die Möglichkeit, gleich an drei Orten zu testen, ob was zwischen Malerei und Raum passiert, erinnert mich allerdings an Fragen, die schon von den "primary structures" *** provoziert wurden: Welcher Raum öffnet sich hier? Ein Bühnenraum? Theater, Film, Architektur? Die Ausstellung ist ein großes Experiment und ein Versprechen: interessanter als die einzelnen Arbeiten ist die gespannte Erwartung dessen, was jetzt, danach, als nächstes passiert.



* www.dict.org - Datenbank der Synonyme, seit zehn Jahren unverändert und genau so lange eine meiner Lieblingsseiten
**(Anderer Ansicht ist da der Pressetext zu einer Galerieausstellung, der mich aber nicht umstimmen kann. Zu viele Worte, die ich schon kenne.)
*** Donald Judd war auf den Ausstellungstitel "Primary Structures" (1966, Jewish Museum, New York) nicht gut zu sprechen. Ein Artikel eines kompetenten Zeitgenossen, der das erläutert (und außerdem fast alles, was man über "Minimal Art" - noch so eine Schublade - wissen muß) , findet sich hier.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Ateliertermin: Rainer Eisch



Gnarls Barkley's Hitscheibe St. Elsewhere beginnt und endet mit dem charakteristischen Rattern eines analogen Filmprojektors. Vor dem ersten Track hört man ihn anlaufen, nach dem letzten hört man wie das lose Filmende noch ein paar Mal gegen das Projektorgehäuse schlägt, bevor die Spule stehen bleibt.

Der eher beiläufige Hinweis, daß die Scheibe eine Story mit Drehbuch und Hauptdarstellern ist, funktioniert. Das Geräusch legt selbst in Zeiten des Wohnzimmer-Beamers noch eine Menge Schalter im Kopf um.

Rainer Eisch hatte in seinem Atelier zwei neuere Film-Installation aufgebaut. Ein altmodischer, aber blitzsauberer 16mm-Projektor steht in der Mitte, das Bild (Breitwand-Cinemascope-Format, aber in klein) wird auf eine Leinwand projiziert, die genau die Größe des Bildes hat. Der einzige Ton ist das Rattern des Projektors. Der Film (in der Arbeit "enya" ein loop von etwa 9 Minuten Länge) selbst ist stumm, der Hintergrund schwarz, davor bewegt sich etwas, das alle Gelb-Schattierungen unterhalb der grellen Schwefeltöne zeigt. Kugelförmige flimmernde Wolken scheinen an den seitlichen Bildrändern in einiger Entfernung aufzutauchen. Beim Näherkommen erkennt man, daß sie aus geometrischen Formen bestehen, meist Rechtecke, die wie Papierfetzen in einem Luftwirbel durch den Raum schlingern.

Die Kamera fliegt durch diese Wolke hindurch, im Hintergrund sieht man schon die nächste Wolke auf sich / die Kamera zukommen.

Oder? Das ganze Filmszenario ist ein digitales Produkt, die scharf umrissenen Formen und der gleichmäßige Hintergrund leugnen das gar nicht, stoßen einen aber auch nicht mit der Nase drauf. Der Kopf weiß, es ist alles digital, aber der Körper versucht sich einig zu werden, ob er sich (als Auge der Kamera) durch etwas hindurch bewegt, oder ob sich etwas auf ihn zu bewegt.

Die Bewegung ist eine Computeranimation, eine Kamera gibt es also nicht. Die Suggestion von Kamerastandort und Bewegung ist trotzdem überraschend stark, auch deshalb, weil sich der Film auf diese Suggestion konzentriert und das Tempo so wählt, daß immer noch genügend Einzelheiten der "Wolke" im Vorbeifliegen sichtbar sind.

Über oder unter allem liegt das Rattern des Filmprojektors, dessen analoge Technik seit der Erfindung des Kinos alle Geschichten begleitet, die mit ihrer Hilfe auf der Leinwand erscheinen. Die Technik selbst ist Teil der Erzählung geworden. In Rainer Eisch's Installation spielt sie die Rolle der Verführung: "Alles was du siehst, habe ich für dich aufgezeichnet, ich habe es selbst gesehen, glaube mir." Geräusch, Technik, Film, der tatsächliche und der digitale Raum und zwischen allem der Betrachter: eine Art psyschische Maschine. Der Loop im Kopf sucht einen Fixpunkt und gerät in das endlos aufgeschobene Versprechen, daß der Bildraum Wirklichkeit wird.

Eine wunderbare Arbeit. Rainer Eisch hat zuletzt in Montreal seine bisher umfangreichste Installation ausgestellt, im Rheinland muß man Glück haben, wenn man was sehen will.

(Abb.: bearbeitetes Film-still aus "enya" © Rainer Eisch, auf http://www.rainereisch.com/ sind einige Filmbeispiele im quicktime-Format zu sehen.)

PPP (noch mal e.on)

Nachreichen möchte ich den Hinweis auf einen lesenswerten Artikel von Svenja Klaucke im Magazin kult (übrigens das Magazin mit dem opulentesten Titelblatt). Sie befaßt sich unter dem Thema Public-Private Partnership hauptsächlich mit e.on und zitiert dabei aus einem Interview des e.on- (und vorher Ruhrgas-) Kulturbeauftragten Achim Middelschulte mit dem Magazin Art.Investor :

"Ausgangspunkt waren Jubiläen von Lieferbeziehungen mit unseren großen Gaslieferanten. Zehn Jahre Erdgas aus Norwegen mit einer Edvard-Munch-Ausstellung; van Gogh aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums mit den Niederlanden, 1993 mit den Sammlungen Morosov und Schtschukin aus Anlaß von 25 Jahren Erdgas aus Rußland."

Svenja Klaucke zieht einen naheliegenden Schluß, den sie aber vorsichtshalber mit einem Fragezeichen versieht: Bonjour Russland, der "jüngste Blockbuster, sponsored by Eon... zur Beziehung von französischer und russischer Moderne (und von Eon und Gasprom?)"

Montag, 22. Oktober 2007

Die Heisterkamp-Brüder



Schnell gelesen: ein kurzes Interview mit Michael Heisterkamp, dem Bruder von Peter H. alias Blinky Palermo, nette Anekdoten und beiläufige Hinweise zum Werk. Und eine Bildergalerie.

(Abb.: Leisesprecher III, 1968 - 72, Stoff, Keilrahmen, Nägel, © Kunstmuseum Bonn)

Vollgas

e.on erhöht die Strompreise, in Anne Wills Plauderrunde konnten die geladenen Gäste e.on-Vertreter Bernotat nicht dazu bewegen, das plausibel zu begründen.

Die aktuelle Ausstellung im von e.on dauerhaft mitfinanzierten museum kunstpalast ("Bonjour Russland") steht unter der Schirmherrschaft von A. Merkel und W. Putin, letzterer ist Herrscher über ein Land, das der wichtigste Erdgaslieferant des Westens (und Geschäftspartner der e.on) ist. Das mit Gasprom, G. Schröder und W. Putin kriege ich gerade nicht zusammen.

Wie üblich steht das Logo der e.on auffällig auf jedem Stück Papier und natürlich der Internetseite. Es fällt nur diesmal mehr als sonst auf, daß Kultur hier als Marketinginstrument zur Anbahnung und Pflege von Geschäftsbeziehungen dient. Wenn ich richtig informiert bin, war das übrigens spätestens bei der Ausstellung 2356KM (Kunst aus Düsseldorf in Moskau, 2000) so, wo die begleitende Düsseldorfer Delegation reichlich umfangreich und wirtschaftslastig gewesen sein soll.

Der Nachbar RWE machts ähnlich, die Ausstellung Darren Almond, zunächst im Turm der RWE Holding zu sehen (den man völlig unironisch als Dependance des Folkwang-Museums preist), ging dann weiter nach Warschau, "Ausweitung der Kooperation nach Osteuropa" nennt man das auf der Firmenseite.

In Essen hat e.on allerdings schon lange den Fuß in der Tür, 1993 wurde die Ausstellung über die russischen Sammler der frühen Moderne (Morosw und Schtschukin, 1993) von e.on/ ruhrgas gesponsert, ebenso wie die großen Publikumsrenner der Folgejahre (Gauguin, Turner, Cezanne, C.D. Friedrich). Bei Cezanne fühlte sich der WDR damals bemüßigt, folgendes herauszustellen:

Allein die Eremitage in Sankt Petersburg schickte elf Gemälde, darunter Picassos berühmte Komposition "Trois femme" und Cézannes Landschaftsbild "Le paysage bleu"....Eines der vielen Highlights der Ausstellung ist Cézannes Gemälde "Mardi Gras", eine Leihgabe des Moskauer Puschkin-Museums.
Es fällt nicht schwer, dahinter eine gut formulierte Pressemeldung zu erkennen, die dem Wohlbefinden des Sponsors Rechnung trägt. Nun bin ich der letzte, der was dagegen hat, wenn Kulturinstitutionen es schaffen, Geld von Unternehmen zu bekommen. Aber spannend ist es schon, zu verfolgen, wie das publikumswirksame Segment der Kultur sich als Vehikel der Wirtschaftspolitik eignet.

Freitag, 12. Oktober 2007

Schneller Rundgang


Ein schneller Rundgang durch die Galerien Ringel, Bugdahn, Schmela, Mayer, Gmyrek, Voss, Kimmerich - Gmyreks update-Ausstellung (kuratiert von Andrea Peters und Ljiljana Radlovic) ist sehenswert, Hendrik Krawen hält mühelos das hohe Niveau der Ausstellungen bei Dennis Kimmerich.

(Abb.: Hendrik Krawen, gestern, Öl a Lwd., 45 x 80cm, © Gal. Kimmerich)

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Worauf ich mich freue: Palermo




Blinky Palermo (Kunsthalle/ Kunstverein) natürlich: Am 21.10. fängt die Ausstellung an (und läuft bis 20. Januar), Eröffnung ist also wohl am Abend vorher, Samstag, 20.10.

Heute überbietet man sich im Lob, aber es gibt auch die Anekdote (ich glaube, in einem Artikel über Erhard Klein war sie zu lesen), daß man ihn als Malewitsch-Epigonen klassifizierte.

Interessant wird der Vergleich mit der fast parallel laufenden Ausstellung im Tunnel: Secondary Structures wird kuratiert vom Konsortium und dockt natürlich bei Donald Judd und Konsorten an. Überhaupt sind die Leute vom Konsortium bemerkenswert strikt in der Präsentation von scharfkantiger Kunst, die ohne Buntheit auskommt.


Foto: Angelika Platen, 1973, © Kunsthalle Düsseldorf

Mittwoch, 10. Oktober 2007

SkulpturProjekte Münster, nachdenkliche Nachträge


Abb.: Robert Barry, o.T., 1970, courtesy of Deborah Colton Gallery, Houston, Texas


Es gibt auch gute Arbeiten, klar: Manfred Pernice, Thomas Schütte (mit Einschränkungen allerdings), Michael Asher, Nairy Baghramians Paravent vor allem!, dann H. P. Feldmanns WC-Anlage, mit starken Einschränkungen Mike Kelleys Streichelzoo, Andreas Siekmanns Kugel (schlicht und wütend), und Annette Wehrmanns AaSpa.

Wenn es jemanden interessiert, schreibe ich über das eine oder andere, noch nachträglich. Sonst bleibt es dabei, daß vieles im Konzeptuellen stecken bleibt, ohne in der Lage zu sein, dies in einem Bild zu konzentrieren.

Ein Einwand könnte sein, daß es nun mal eine Eigenart konzeptueller Kunst sei, daß die (hmmm...) "Literarizität" des Konzepts die Qualität der Arbeit garantiere. Dagegen sprechen die frühen Experimente z.B. von Lawrence Weiner oder Robert Barry, die damals als reine Texte (in allerdings genau geplanter Schrifttype und Anordnung auf dem Papier) deshalb funktionierten, weil diese weißen Blätter mit den wenigen Worten unerwartet einen neuen Bildraum aufschlossen. Selbst bei Kosuth oder On Kawara ist das Wort vom Bild noch nicht zu unterscheiden. Das kommt später, ich kann nicht genau sagen wann. Diese neuere Entwicklung - der Text ist vor dem Bild, das Artefakt ist ohne schriftliche Begleitung kaum noch lesbar - bleibt heikel. Zum Glück ist diese extreme Trennung selten, Beispiele sind Tue Greenforts und Rosemarie Trockels Arbeiten. Hier sind Informationen nötig, die es nur aus dritten Quellen gibt.

Arbeiten wie die von Siekmann oder auch Schütte, selbst A. Wehrmann lassen sich aus dem Kontext des Gesamtwerks oder aus meinem Alltagswissen aufschlüsseln, immerhin. Sie bleiben lesbar, mal eher für Experten, mal für jede und jeden, wenn sie sich anstrengen.

Ein weiterer Einwand könnte sein: Konzeptuell ist der Verzicht auf den handwerklichen Aspekt der Kunst, dieser Ballast der Malereitechnik, oder der akrobatischen bildhauerischen Techniken. Befreit vom Handwerk, kann der Künstler eine Idee durch Dritte umsetzen, die das Handwerk beherrschen und seinen Anweisungen folgen. Er kann aber auch Techniken zur Bildfindung nutzen, die schon ein bißchen älter sind, Re-Arrangement, Collage, Ready-Made. Ich habe das immer für einen Schritt gehalten, der zu großartigen Werken geführt hat. Aber als Künstler muß ich dann sehr genau wissen, was ich tue: Rumprobieren oder Übermalen ist nicht.

Noch ein Einwand: Konzeptuell ist die Referenz des Werks auf den eigenen Kontext, und zwar nicht auf die Bilder links und rechts, sondern den Kontext Kunst. Meta-Kunst also. Ist was dran. Hilft aber kaum, bessere Arbeiten zu machen, meine ich.

Vielleicht verfehlt dieser Post aber auch sein Thema: Arbeiten wie die von Greenfort oder Trockel, oder Silke Wagner sind eher ein Art Hybrid-Kunst, sie sind als Kunstwerke nicht mehr komplett lesbar und als gärtnerisches, politisches, ökologisches Modell noch nicht erkennbar, weil sie auf diesen Gebieten keinen Blumentopf gewinnen können. Aufschluß müssen Textquellen geben.

skulpturskulptur (in Mülheim)




Aus zuverlässiger Quelle erreicht mich die Empfehlung, mir unbedingt die Ausstellung skulpturskulptur in Mülheim/ Ruhr anzusehen. Mit dabei sind Kirsten Krüger, Stefan Löffelhardt (Abbildung oben: Village, 2006, © Gal. Aurel Scheibler, Berlin), Lorenzo Pompa, Jan Scharrelmann, Felix Schramm, Stefan Wissel, Carl Emanuel Wolff. (7.10. bis 2.12.07)

Dienstag, 2. Oktober 2007

"pop am rhein" II

Hier gibts eine Rezension der Ausstellung im Heine-Institut. Wie es sich für die taz gehört, greift man sich aus dem bunten Strüssken das literarlastigste event heraus.

Montag, 1. Oktober 2007

"düsseldorf sounds" (6. und 7. Oktober)


Bevor man popamrhein sagen kann, gehts gleich volle lotte in der Kunsthalle und umgebenden Orten mit Musik von/ mit Künstlern weiter. Gut, das Programm ist deutlich kunstlastiger, aber trotzdem gibts Überschneidungen mit besagtem pop am rhein-festival (siehe Meldung vom 24.9.): Pyrolator, Dieter Möbius, Leute von s.y.p.h., Kreidler, mouse on mars (die alle nahtlos in die pop am rhein Sache gepaßt hätten). was nur mal wieder die Beobachtung stützt, daß pop mindestens zur Hälfte aus der art school stammt. (weder neu noch originell, aber hin und wieder wird man gern mit der Nase drauf gestoßen, oder?)

Hier gibts den link zum programm-download

Hingehen, doch doch.

Cosar/ Sies + Höke







Beide Ausstellungen (Gert Robijns, bzw. "Filaturen" incl. G. Robijns") bitte nicht verpassen. (bis 12. Oktober)

Bei Michael Cosar bewegt man sich auf einen verdunkelten Raum zu, der nur durch die offene Tür und eine Video-Projektion Licht bekommt. Aus dem white cube wird fast eine black box (diese beiden modernen Erfindungen lassen sich prima ineinander blenden), allerdings läßt sich die - wie ein Vorhang in Streifen herabhängende - Leinwand mühelos durchdringen, eine Fieberfantasie des Kinobesuchers wird Wirklichkeit. Dahinter ist: nichts. Nur die gleiche Projektion, seitenverkehrt natürlich. Aus der entrückten Situation - ich allein mit dem Film, die Chance, die Bilder zu greifen, und aus dem richtigen Leben in den Film zu verschwinden - wird eine leichte Desillusion. Hinter der Leinwand ist nur das gleiche. Sie ist nicht die versprochene Passage in eine andere Bildwelt, sondern nur eine Zäsur im Dunkeln.

Bei Sies + Höke wird diese Idee des Übergangs zwischen Raum und Bildwelt anders konstruiert, die Inszenierung ist fast noch dramatischer als bei Michael Cosar. Robijns bespielt einen ebenfalls abgedunkelten rechteckigen Raum. Auf der dem Zugang gegenüberliegenden Wand ist ein weißer Vorhang aufgehängt, der einen großen Teil der Höhe und Breite der Wand einnimmt. Auf diesen Vorhang ist ein Beamer gerichtet, der einen weißen, geschlossenen Vorhang projiziert, der sich leicht im Wind zu bewegen scheint, durch den Stoff des Vorhangs ist ein Fenster zu sehen. Was ist Fenster, Stoff, Projektion, die Sprünge zwischen Raum und Illusion, zwischen Umgebungslicht und dem Licht des Beamers sind für den Kopf leicht aufzulösen, aber nicht für das Auge, was das Ganze zu einer ziemlich erstklassigen Arbeit macht.

(Fotos: eigene Aufnahmen: Arbeiten von Gyan Panchal, © bei den Künstlern, bzw. Gal. Sies + Höke)

Unwirscher Einwurf die skulptur projekte münster betreffend

... und zwar zu Dominique Gonzalez-Forster und ihren Mini-Skulptur-Projekten auf der grünen Wiese: "Ich interessiere mich für die Artikulation von Differenzen", heißt es oberschlau im O-Ton der Künstlerin, ja schön. Ich interessiere mich auch für Differenzen, zum Beispiel zwischen Einnahmen und Ausgaben oder zwischen intellektuellem Konzept und ästhetischer Ausführung. Ich artikuliere mal so: Ästhetische Ausführung oder Qualität heißt nicht, daß es schön ist, sondern daß es ein sichtbares Artefakt gibt, das Überlegungen über Gelingen/ Nicht-Gelingen aushält. Wenigstens das. Bei einer Arbeit wie der von Silke Wagner kann man immerhin den Punkt angeben, an dem sie ästhetisch scheitert (weil sie sich so weit im Dokumentarischen verstrickt, daß es keinen ästhetischen Ausweg gibt), bei Gonzalez-Forster gibt es nichts, was gelingen oder nicht gelingen könnte. Arbeiten, deren Bestandteil unter anderem die Größe und die Plazierung sind, werden verkleinert, aus dem Zusammenhang gerissen und über eine Wiese verstreut, degradiert zu einer Art Spielparcours. Es gibt mobile Kinderspielaktionen, die auf jedem Stadtfest auftauchen, das ist ähnlich und das ist auch schon alles, was sich dieser Arbeit abgewinnen läßt.

Ein weiterer Tiefpunkt ist (war) Tue Greenforts Güllewagen, der - ähnlich wie Silke Wagner - einen dokumentarischen Ansatz verfolgt (der Aasee kann nur durch die Einbringung von Chemikalien im Gleichgewicht gehalten werden, da der Zufluß aus den Bächen mit ihren Düngemittelresten und der Gülle aus der umliegenden Landwirtschaft ihn sonst "umkippen" lassen würde - also eine "künstliche" Idylle). Klar, man kann sich - wenn man will - über chemische Eingriffe in einen künstlich angelegten See ereifern, der immer in Gefahr ist, umzukippen. Wie macht man aber daraus Kunst? Tue Greenfort weiß es auch nicht. Nicht mal ein Subtext, der diese Pseudo-Allegorie begleitet, wird geliefert. Ein zu hartes Urteil? Ich glaube nicht.

Seine und andere Arbeiten (R. Trockel, M. Lehanka) stehen manchmal hilflos, gelegentlich gelangweilt in der Gegend herum, manche, wie die Schrebergartengeschichte von Jeremy Deller, tun gar nichts, sondern warten auf die nächsten zehn Jahre. Klar kann das Kunst sein, Bücher an Schrebergärtner verteilen, die in den nächsten zehn Jahren vollgeschrieben werden. Die Welt wartet aber wohl kaum darauf, diese Bücher zu lesen, also was ist es?

Mehr dazu am 10.10.

Freitag, 28. September 2007

... am Wochenende nix vor?






... dann bitteschön die beiden aktuellen Ausstellungen im Kunstraum/ Atelier am Eck nicht verpassen (beide nur bis 7.10.). Bei der Eröffnung war die Meinung zu hören, daß Rory Middeltons Installation die bisher beste Arbeit sei, die das Atelier am Eck gesehen hat, das sehe ich auch so. Hier und hier gibt es Beschreibungen der Arbeit.

Gegenüber, im Kunstraum (erste Ausstellung in der Reihe Trendwände), versucht Michalis Nicolaides in einer seiner drei Videoperformances, Elvis zu werden, besser kann man Elvis' Todestag nicht begehen (das Video wurde am 8. August aufgenommen). Eine Stunde lang (ohne Schnitt) setzt er immer wieder zum Sprung an, um in der Luft genau die Pose zu treffen, die Presley auf dem berühmten Großformat von Warhol einnimmt (Elvis als Cowboy, breitbeinig, mit gezücktem Colt). Eine unbewegliche Videokamera zeigt ihn vor einer an die Wand geklebten Kopie der Warhol-Arbeit (ich unterstelle mal, daß er nicht das Original besitzt), in der Perspektive der Kamera steht Elvis etwa 30 bis 40cm höher als Michalis. Ein Schwarz/Weiß-Monitor im unteren Bildrand zeigt die gleiche Szene, das Bild kann aber mit einem Fernauslöser für ein paar Sekunden eingefroren werden. Er drückt selbst in dem Moment auf den Auslöser, in dem er - im Sprung - glaubt, daß sich seine Pose und die Pose des Elvis-Cowboys decken. So ganz klappt das natürlich nicht, er verdeckt den Warhol-Elvis-Cowboy nie ganz.

Elvis ist er nicht geworden, aber gelungen ist ihm die Arbeit trotzdem: Die Video-Projektion einer Kopie eines Gemäldes nach einem Foto, das Presley in der filmischen Pose eines Cowboys zeigt - viel weiter weg kann man kaum von irgendetwas sein, das sich Authentizität nennt. Mit jedem einzelnen Sprung (und es sind viele, sicher hundert und mehr im Laufe der einstündigen Performance) und der für Sekunden erstarrten Pose auf dem Monitor springt er aus dem Atelier in eine mediale Welt, in der er Elvis-als-Cowboy ist. Die Installation zeigt an diesen Stellen für einen kurzen Moment den Star Elvis Nicholaides und den erschöpften Akteur, der kurz Luft holt für den nächsten Sprung in die drei Sekunden der Berühmtheit.

Auch schön ist seine Arbeit "Pusteblume", ebenfalls sehenswert ist die umfangreiche Werkgruppe von Nada Sebestyen, die etwas Zeit und Ruhe brauchen.

Schließlich noch Carl Hagers Skulpturen und Zeichnungen.


Mittwoch, 26. September 2007

Die Achse der Guten II (Ddf - Detmold)








In Detmold findet ab heute ein mehrtägiges Kurzfilmfestival samt türkischer Filmwoche statt. Bei beiden mischt Christian Deckert mit, in den 90ern zusammen mit seinen Mit-Regisseuren und -Produzenten (u.a. Cornelius Völker) durch einen "abendfüllenden Spielfilm" (also 90 Minuten) in lateinischer Originalsprache bekannt geworden, unvergessen sind Cameo-Rollen der Herren Schwegler, Lüpertz und Cragg. (Die Hermannsschlacht, auf imdb.com wird er als Director Writer Actor und Producer gleichzeitig gelistet).

Heute (und seit langem) arbeitet er vor allem an gelegentlich genialischen Kleinformaten (Zeichnungen), und stellt einen Zeichentrickfilm fertig, der ihm immerhin schon eine Einladung nach Ankara eingetragen hat (von dort führt die Linie straight nach Detmold, logisch, oder?)

Christian kuratiert unter anderem ein knappes künstlerisches Rahmenprogramm, es wird Freitag Samstag Sonntag eine Performance von Jörg Steinmann geben, außerdem eine Video-Installation von Timo Katz und Jan Fuchs, und eine compilation von globalscreen/ onomato.

Jörg Steinmanns Performance-Reihe Noise me Tender läuft hoffentlich noch eine Weile (hier in DDF), ich habs noch nicht geschafft, mal vorbeizuschauen, kann also nichts dazu sagen. Aber ich mag die Fotos, die ihn entspannt an seinem Instrumentarium hantierend in den lauten Ecken der Stadt zeigen.

Dienstag, 25. September 2007

Letzte Chance: SkulpturProjekte Düsseldorf/ Münster








Unbedingt noch ansehen: "Parcours Interdit", eine Ausstellung von Arbeiten im Malkastenpark (bis 30.9.), mit einigen sehr sehenswerten Beiträgen.

Ebenfalls am Wochenende gehen die Skulptur Projekte in Münster zu Ende. Einige Arbeiten sind stark, vieles aber auch nicht. Die beste Arbeit ist eigentlich schon dreißig Jahre alt, "Square Depression" von Bruce Nauman.

Montag, 24. September 2007

Von BMorgenstern zum Pop


... dazu paßt (bzw. paßt nicht) die Veranstaltungswolke "Pop am Rhein". In Düsseldorf, Köln, und auch mal in Bonn finden - locke
r verteilt von Mitte September bis Mitte Februar - ein paar Dutzend Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Filmvorführungen und Konzerte statt. Da gehts munter zur Sache und durcheinander: Jeder spricht über und filmvorführt halt das, was ihm selbst am nächsten war.


Die Gegenwart taucht eher am Rande auf (immerhin ein paar Konzerte im Blue Shell in Köln) Zappa und das Creamcheese, Can, Fehlfarben Fehlfarben Fehlfarben, Rolf Dieter Brinkmann, und der Mann, dessen Gesicht mich in den 80ern am meisten beeindruckt hat (Xao Seffcheque), alle tauchen sie auf. Schön: Die unvermeidlichen Toten Hosen wurden vermieden, das ist mal was. Nicht schön: Alles ist Pop, selbst Helmut Zerlett (seines Zeichens ehemaliger Big Band-Leader bei Harald Schmidt), ja sogar Wolfgang Niedeckens BAP. Sehe ich nicht so. Dafür gibts viel über den Ratinger Hof (den originalen), aber seltsamerweise wenig (außer in der zentralen (?) Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum) über Kraftwerk, den Plan, Ata Tak, DAF und dergleichen. Holger Czukay bekommt eine retrospektive Nacht gewidmet, mit Filmen, Musik und dem anwesenden Künstler, ich glaube ich werde hingehen (3..11., Köln, Museum für angewandte Kunst) (Wie wendet man denn eigentlich Pop an? subkutan? Oder nur äußerlich?)

Sonntag, 23. September 2007

der / die morgenstern


Barbara Morgenstern, Paul Wirkus, Stefan Schneider, als "September-Kollektiv" gabs ein einstündiges Live-Set vom Laptop in der Bergerkirche, natürlich anmoderiert von Torsten Nolting. Die Idee: Die Orgel der Johanneskirche läßt sich per Elektronik triggern (oder zumindest hab ichs so verstanden) und damit relativ gut samplen. Aus den Samples und einer Menge anderer Geräusche entstand dieses Live-Set. Ich bin kein großer Fan der Kirchenorgel, was ja nicht weiter schlimm ist. Zum Glück sind diese Riesendinger so groß, daß sie und ihre Mechanik eine Menge interessanter Töne und Geräusche produzieren, was gelegentlich durchkam. Das ganze Konzert war allerdings eher dominiert von an und wieder abschwellenden Orgelakkorden und -tönen. Immer wenn sich die Grundstruktur des Sets änderte, wenn das Orgelgedröhn zurückging und die darunter liegende rythmischen Fäden hörbar wurden, wars spannend. Dann gabs wieder Orgel und vorbei wars mit der Spannung.


Ein bißchen schade, BMs Sachen gehören zu den wenigen Produktionen aus der Sparte Elektro, die ich gern höre (na gut, ich kümmere mich auch nicht allzuviel um diese Sparte) und die CD "tesri" mit Robert Lippok steht bei mir gleich neben Eno's "Another Green World" im virtuellen Plattenschrank.

Kleine Anekdote: Peter, klarsehender Digital-Designer und Strom-Musiker, hat mit Eno so seine Probleme (die er dann wohl auch mit BM hätte), er sei ihm zu folkig (!). So hab ich das noch nie gesehen.

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Hier noch der link zu BMs eigener Seite und ihrer Seite auf MySpace. Und schließlich noch ein link zu Peter Uertz, in dessen umfangreicher Produktion an Graphik, Logos, Web-Design und Musik sich regelmäßig sehr reduziertes und deshalb alltagstaugliches Material findet. Manchmal muß man ein paar Klicks ausprobieren, je nachdem, wie seine Seite gerade aussieht.


Samstag, 22. September 2007

filme im wp8 (nachtrag zum 18.8.)

Habs doch geschafft. Auf dem Rückweg war ich ziemlich sicher, daß man zu diesen Filmen nicht viel schreiben kann (also am besten gar nicht erst anfängt.). Dann kam allerdings dieser Artikel von Hanno Rauterberg in der ZEIT dazwischen (eigentlich nur ein Vorabdruck aus einem gerade erschienenen Buch).

Kurz gesagt geht es darum was Kunst heute von der Bildfindung und der Bildproduktion in der Werbung, im Design oder der Mode unterscheidet. da hab ich wieder was gelernt, das Buch kommt mir auf jeden Fall in die Finger. Interessant ist, wie der Autor ins Schlingern kommt, weil er mehr oder weniger formalisitisch argumentiert (flüchtige Bilder gegen die bleibende Kunst, zweckgerichtete Werbung gegen zweckfreie Kunst, die Mode (oder genauer: die Haute Couture) die auf einen Körper angewiesen ist, der sie füllt, während die selbstgenügsame Kunst nur eine weiße Wand braucht.

Gekauft wird Haute Couture nicht, um sich damit zu schützen, zu wärmen oder weil sie sonst von praktischem Nutzen wäre. Sie will nicht dienen, nicht den üblichen Forderungen nach Funktionalität gehorchen. Sie will sich selbst von dem Körper, der sie trägt, emanzipieren. Manchmal zwängt sie ihn ein, zwickt ihn, beult sich aus oder beschließt, nach der ersten Reinigung in die Brüche zu gehen. Genau wie die Kunst weist sie klassische Schönheitsvorstellungen zurück, sie bringt lieber das auf die Laufstege, was bislang als hässlich, als unvorstellbar galt, sie erklärt ? frei nach dem Readymade-Prinzip ? ebenjenes zur Mode, das nicht Mode war. Als solche wird sie dann auch gekauft, nicht als Kleidung, sondern als ein Zeichensystem zum Hineinschlüpfen. Der Käufer hofft darauf, mit ihr das eigene Selbstbild neu zu bestimmen und sich von anderen zu unterscheiden.

Doch damit endet bereits die Gemeinsamkeit von Kunst und Mode: damit, dass die Mode jemanden braucht, der sie sich zu eigen macht und anlegt. Es reicht nicht, sie auf Puppen zu ziehen und auszustellen. Ihre volle Wirkung entfaltet sie erst im Wechselspiel mit einem Körper, den sie bedeckt oder bloßlegt. Ihre Eigentümlichkeit zeigt sich erst in dialektischer Beziehung zur Eigentümlichkeit ihres Trägers. Und sie verändert ihren Charakter je nachdem, wer sie sich überstreift. Für die Kunst hingegen spielt der Träger kaum eine Rolle. Sie braucht für ihre Bilder und Skulpturen nur Wand oder Fußboden, doch deren Beschaffenheit ist für ihre Wirkung nachrangig. Am besten ist es sogar, wenn sich der Träger neutralisiert und zum White Cube wird, zu einem weißen, störungsarmen Ausstellungsraum. Die Kunst existiert aus sich heraus, sie muss nicht in die Welt hinausgetragen werden, sie hat ihre Werte in sich beschlossen. Sie braucht nur den Betrachter, und der kann sie so lange und so oft betrachten, wie er will. Nie wird sie sich abnutzen - auch das unterscheidet sie von der Mode.


Was für die Kunst bleibt:
Gute Kunst muss sich nicht in Scheingefechten mit anderen oder mit sich selbst aufreiben. Sie kann ihre eigenen Qualitäten ausspielen, ebenjene, die Werber, Modemenschen, Designer so gerne hätten. Sie darf tragisch sein und grundlos erhebend, düster und von tiefem Glück, und in alldem frei von Absicht und völlig nutzlos.
Eine Kunst für ein Publikum also? Die Reflexion der Kunst auf sich selbst bleibt außen vor, wenn man so will, ist das Rauterbergs Bauernopfer: Wo Selbstbewußtsein gegenüber der Medienindustrie nötig ist, bleibt das "ängstliches Kreisen um die eigene Kunsthaftigkeit" auf der Strecke. Dabei gibt es eine Menge Kunst, die ihre Spannung und ihren Witz aus dem Zitat bezieht (und wenn es eines um drei Ecken ist), oder aus der Reprise, der Kopie als Abklatsch und Persiflage. Die Baselitz-Methode, die eigenen Leistungen im Remix zu wiederholen, ist nur ein Beispiel (ich kann damit übrigens nichts anfangen). Was würde von Elaine Sturtevant bleiben, wenn man ihr vorwerfen würde, sie kreise ja bloß ängstlich um die eigene Kunsthaftigkeit? Mal davon abgesehen, daß die meiste ungegenständliche Malerei ohne diese Reflexion kaum denkbar wäre.

Wie auch immer - einen Hang zur dramatischen Kunst meine ich da herauszulesen. Tragisch, düster, erhebend, plötzlich rutscht das Vokabular in Richtung Film-- und Theaterkritik. Immer wieder fixiert er die "Bilderflut", was ihn aber nicht daran hindert, die Art der Bildproduktion der Kunst eben gerade nicht abzugrenzen gegen die Konkurrenz, der zu begegnen er Robustheit, Selbstbewußtsein, Dramatik, freie Nutzlosigkeit und Tragik der Stoffe fordert. Rauterberg hat die Nase zu dicht dran: Bilder, das sind für ihn die Dinge, die ihm im Alltag, in der Mode und im digitalen Fotoalbum begegnen. Weit führt das nicht, nichts davon könnte nicht auch mancher Werbefilm und auf jeden Fall eine Menge Spielfilme mitbringen. Überhaupt scheint mir der Versuch, der Kunst ausgerechnet als dramatische Überbietung kunstferner Bilder zu positionieren, ziemlich aussichtslos, bzw. veraltet.

Was hat das jetzt mit dem Filmabend im WP8 zu tun? Vielleicht ist Kunst das gegenteil der robusten Bilder, die Rauterberg möchte. Ich denke, auch in den zum Teil eher nicht so spannenden Filmen an diesem Abend gibt es etwas, das sie zu Kunst macht: Es bleibt immer eine suchende Bewegung sichtbar, der Versuch, die Lücke zwischen vorhandenen Bildern zu finden, in der sich etwas neues formen kann. Das was Rauterberg als Schwäche ansieht, halte ich für ein wesentliches Element der Kunst: Er nennt es Kreisen um die Kunsthaftigkeit, ich denke, es ist das Phänomen, sehen und mitdenken zu können, wie ein Bild gefunden wurde. Die besten Arbeiten scheinen im Hintergrund zu sagen: Seht her, es war ganz leicht.

Wie ist das gemacht und wo kommt es her, die Antwort läßt sich am Werk ablesen. Das macht Kunst manchmal langatmig, weil dieses Gemacht-Sein deutlicher lesbar ist, als das Bild, das es doch nur stützen soll. Es ist aber die Chance, die die Kunst gegen alle anderen Bilder hat. (Wo der Film im nachträglichen Making-Of stolz seine technischen Tricks präsentiert, ist das Finding-Of der Kunst Teil des Bildes.)

Ich gebe zu, dieser Text wird mit zunehmener Länge nicht klarer.

Donnerstag, 6. September 2007

volles programm


Jetzt! Am Wochenende!

Freitag geht das Kunstfestival mit Vernissagen in Off-Räumen an allen Ecken und Enden los. Der direkte link zum download der pdf-Datei mit dem gesamten Programm und einem Lageplan findet sich genau hier.

Ebenfalls am Freitag eröffnen einige Galerien, die auf dem Weg liegen (wenn man das alles schafft...): Rupert Pfab zeigt Jochen Mühlenbrink, Fotos (?) von Frantisek Lesak gibts bei Cora Hölzl, Michael Cosar zeigt Gert Robijns, bei Sies + Höke kuratiert Bettina Klein (ehemals Gal. Klosterfelde, Berlin) die Ausstellung "Filaturen" (wo dann auch Gert Robijns nochmal auftaucht).

kuratoren auf reisen

Mattijs Visser, Kurator am museum kunstpalast, wird für seine Ausstellung in Venedig (Artempo. Wenn Zeit Kunst wird.) gelobt.

Mag sein, das Großprojekt Documenta ist mit der Artempo-Ausstellung nicht vergleichbar, doch wenn man den Vergleich trotzdem wagt, tun sich ungeahnte Parallelen auf. Denn beide Ausstellungen wollen neue Verbindungen zwischen ganz verschiedenen Kunstwerken aufzeigen, wollen die üblichen Sehwege verlassen. Doch während die Documenta einen heimlichen roten Faden auslegt, dem bisher niemand recht folgen konnte, ist die wilde Mischung aus Kunst und Skurrilem in Venedig durchaus schön zu nennen, wenn man diese Art des sinnlich korrumpierenden Ausstellungmachens mag, die wie ein Gesamtkunstwerk in eine fremde Zauberwelt entführt, aber niemals die Fenster zur Gegenwart verbaut.
Hat das jemand gesehen? Ich würde gern, aber Venedig ist nicht im Plan vorgesehen.

Dienstag, 4. September 2007

"wie es ist" (wenn was war?)

Silke Leverkühne, Holger Bunk, Andreas Schulze, Milan Kunc. Früh in den 80ern waren das heiße Namen, warum das so war, erklärt der Katalog mit ausführlichen Interviews, die ein schönes Sittenbild der hiesigen Akademie geben. Die Ausstellung beschränkt sich darauf, vier große monographische Blöcke zu präsentieren, und innerhalb jeden Blocks den Spagat zwischen damals und heute zu versuchen.

Ziemlich einleuchtend war ein fragender Einwurf eines Künstlerkollegen am Eröffnungsabend, worin sich wohl die Haltung der vier Maler von der Arbeitshaltung der Maler der vorangegangenen Ausstellung (compilation III) unterscheide. Denn das tut sie natürlich ziemlich deutlich.

Ich kann mir zum Beispiel kaum vorstellen, daß sich heute eine Malerei so ungebrochen auf Cezanne oder Bonnard besinnt, wie die frühen Arbeiten von Silke Leverkühne. Später kommen Erinnerungen an die florentinische Renaissance hinzu, die großformatigen Treppenstufen sind ein Beispiel. Ich bin auch nicht der Meinung, daß ihre Motive besonders hart am Alltag sind (der Pressetext sagt so etwas ähnliches), die frühen Szenen am Bahnhof oder an der Haltestelle (aus dem Kopf aufgezählt) sind eher Stilleben im Stile Cezannes. Neuere Arbeiten erinnern an Partien aus Liebermann-Bildern, und spätestens jetzt kommt der eine oder andere ins Grübeln: Jemand wie Shila Khatami (willkürliches Beispiel, weil unten erwähnt) gibt wenigstens zu erkennen, daß sie weiß, welche Auseinandersetzungen heute nur noch Schattenboxen sind. In Silkes Arbeiten gibt es die Abkehr der Jungen von den Eltern nicht, die Malerei ist ihr eine Welt der Freunde, Lehrer und Kollegen. Ist das als Nörgelei gemeint? Nein.

Es ist seltsam, wie hier jemand eine eigene avantgarde-diskurs-resistente Malerei gesponnen hat, zu Zeiten in denen an der hiesigen Akademie (glaubt man Zeitzeugen, die nicht im Katalog vorkommen) von Frauen eher Kochen als Malen erwartet wurde. Beharrlich jedenfalls, vielleicht auch stur, jedenfalls aber un-smart - nach heutigen Maßstäben. Die ich jetzt mal für einen Moment ausblende.

Holger Bunk. Hätte ich mehr Zeit, würde ich ihm einen langen Text widmen, ich glaube, das könnte sich lohnen. Seit seinen frühen Arbeiten passiert auf den ersten Blick nicht viel im Bild, man blickt in Räume, hin und wieder Landschaften, bis auf wenige Ausnahmen bewegen sich Menschen darin, oder versuchen es wenigstens. Manche stehen auch einfach nur darin, davor, oben drauf. Räume, Bauten, Möbel und die Bewohner-Körper passen nicht so richtig zusammen, die Verschiebungen in der Perspektive und den Proportionen werden so gerade durch die Malerei zusammengehalten. Ein (fiktiver?) Körper besucht eine Bilderwelt aus Räumen, die ihm nicht passen wollen. Wahrscheinlich bewahrt ihre phlegmatische Grundhaltung die Figur davor, diese surrealen Situationen in einen rüden Expressionismus umzubiegen, wie es dann Dahn, Fetting, Dokoupil und Co. probiert haben.

Etwa zur gleichen Zeit begann Thomas Schütte Modelle und Bauten als reine Konzepte zu formulieren und als Skulpturen zu bauen. Er versuchte gar nicht erst, einen Besucher oder gar sich selbst dort hinein zu versetzen. Die Frage, mit der Holger Bunk zu seinen Bildern zitiert wird ("fortdauernde Suche nach dem ,Wo bin ich?' " ) ) wäre Schütte wahrscheinlich zu persönlich gewesen. Im Gegensatz dazu beziehen Holger Bunks Arbeiten (die übrigens in ihrer Farbpalette manchmal denen von Silke Leverkühne ähneln - Stoff für Generationen von Kunsthistorikern) gerade aus dieser biographischen Note ihre Spannung: "Wie bin ich hierhin gekommen und was soll ich hier".

Andreas Schulze: Scharf. Fand ich damals doof, heute find ichs scharf. Grobes Gepinsel, aber jeder Strich sitzt und braucht kein Meta-Dingens um ein gutes Bild zu sein.

Milan Kunc: Früher nicht. Heute immer noch nicht.

Was mir das insgesamt soll, sagt mir der Katalog und das ziemlich gut.



Holger Bunk: Portal / Kastenhäuser, beides: Aquarell, 2004, je ca. 15 x 21cm

neulich am Zeitschriftenregal

"Angelina Jolie - Sie kämpft um ihr Glück" (Vanity Fair)
"Königin Elizabeth - Ihr Mann macht ihr das Leben so schwer" (Frau mit Herz)

"Das Glück im Unglück - Die (Schauspielerin, Königin) verrät im YY-Interview, warum sie so abgenommen hat und was ihr ihre Kinder bedeuten"

Zeitlose, Zielgruppenübergreifende Themen. Alles wird gut.

Montag, 3. September 2007

Kunstpreis für Marlene Dumas

Am 7. August hat eine Jury entschieden, den diesjährigen Kunstpreis der Stadt Düsseldorf (mit 55.000 Euro nicht so schlecht dotiert) an Marlene Dumas zu geben. Die Preisverleihung wird im Herbst stattfinden. Eine Ausstellung, die dem Publikum die Gründe für die Auszeichnung nahebringen könnte, ist meines Wissens nicht geplant. Ich habe vor etwa zwei Wochen das Büro des Kulturdezernenten angerufen, um zu erfahren, ob etwas in dieser Richtung stattfinden wird, bisher habe ich keine Antwort. Kann ja noch kommen.Morgen versuche ichs wieder.

Freitag, 17. August 2007

kö-bogen nachtrag

Es wird also doch ein Bürgerbegehren geben, um das Ding zu stoppen und Zeit für ein seriöse Planung zu haben. Wie hier zu lesen, geht das ganze den Umweg über den Stop des Grundstücksverkaufs.

Donnerstag, 16. August 2007

ateliers in reisholz

Bei einem ausführlichen Besuch bei Ursula Damm bekam ich nebenbei einen Eindruck des neuen Atelierhauses in Reisholz, wie im verlinkten Artikel beschrieben, ist das ganze sehr proper hergerichtet, neue Türen, Waschbecken, Telefon, wirklich gut. Zu den Preisen kann ich nichts sagen, soll aber erschwinglich sein. Daß Reisholz nicht der Nabel der Welt, da kann Reisholz nix für (wer nicht weiß wo's ist: Noch hinter dem schwedischen McMöbel-Haus, knapp beim Baumarkt, in Sichtweite von Henkel. )

Wie im Artikel auch bemerkt wurde: Noch mehr Ateliers wären noch besser. Wenn also jemand noch eine Hinterhofwerkstatt hat, die der Großvater nicht mehr braucht, her damit. Vielleicht liest ja auch der eine oder andere Firmeninhaber mit, der im Verwaltungsgebäude oder im Lager für längere Zeit was leerstehen hat. Na gut, so einen Aufruf haben andere auch schon versucht, aber schadt ja nichts.

Die Ateliers sind natürlich während der "Kunstpunkte" am kommenden und darauf folgenden Wochenende zum Teil geöffnet.

noch eine einladung


Filme gibts im WP8 - Programm siehe oben. Der 18. ist der kommende Samstag, also schon übermorgen. Ich würde gern hin, aber wenn ich mir meinen Kalender ansehe, wird das wieder nix. Schade, das Programm sieht gut aus.

Mittwoch, 15. August 2007

düsseldorf - paris (die achse der guten)


Zwei ortsansässige Maler, Sven-Ole Frahm (zuletzt gut präsentiert in der Ausstellung compilation III, mehr Bilder hier und hier) und Christoph Wedding (z.B. die wunderbare Arbeit Jaime Campiz Playground bei Konsortium) laden ein zur Doppelausstellung in Paris. Viel Erfolg!

(Beide sind auch als Vermittler/ Kuratoren aktiv, Christoph Wedding zuletzt als Kurator der Ausstellung Hotel Kristall, Sven-Ole Frahm im Uberbau, beide bewegen sich im Konsortium-Umfeld.

Mittwoch, 8. August 2007

kö-bogen: schön daß wir darüber geredet haben

Heute (d.h.: am 14.8.) gabs im Haus der Architekten (Sitz der Architektenkammer) eine Diskussionsveranstaltung des Forums Kö-Bogen. Fachleute aus Architektur und Stadtplanung hatten eingeladen, etwa 150 Menschen kamen, eine geballte Mischung aus Politikern, Architekten, Stadtplanern und alteingesessenen Düsseldorfern. Im Laufe der Diskussion wurde endlich deutlich, was man aus dem offenen Brief des Forums erahnen konnte: Diskutieren will man, den Oberbürgermeister umstimmen. Man hat gute Vorschläge und berechtigte Kritik. Ausdrücklich wird eine andere Planungskultur eingefordert, was z.B. heißt, die Öffentlichkeit stärker in die Entscheidungsprozesse zu Architektur und Stadtplanung einzubinden. Man kann das auch Transparenz nennen. Zum Schluß wurde ein vorbereitetes Statement verlesen, in dem diese Forderungen noch einmal gesammelt auftauchten. Dazu hätte man allerdings nicht zwei Stunden diskutieren müssen.

Was nicht beantwortet wurde, ist die Frage, wie man die Forderungen nach mehr Transparenz und einer neu zu führenden Diskussion über das Areal durchsetzen will. Der Hinweis, daß man eine politische Mehrheit im Rat, (die sich nicht gegen Erwins Linie wehren wird), nur mit politischen Mitteln aufhalten kann, wurde etwas verschämt abgewehrt. Bürgerbegehren z. B., also Maßnahmen, die rechtlich wirksame Hindernisse darstellen, sind nicht die Sache des Forums. Man habe sich nun einmal für einen anderen Weg (nämlich den des fachlichen Gesprächs) entschieden.

Gut, Architekten wollen Geld verdienen, und da hilft es sicher, wenn man sich nicht mit der Stadtspitze anlegt. Ein bißchen windelweich kommt mir das ganze aber trotzdem vor, zumal es unter Umständen das Gegenteil von dem erreicht, was es will (oder glaubt zu wollen): Wer ein Thema für sich beansprucht, hindert andere daran, die selben Ziele vielleicht wirkungsvoller zu verfolgen.

Aber gut daß wir mal so richtig darüber geredet haben.

Warum ich auf dem Thema herumreite? Wo (Stadt-)Planung sich auf Fassaden, Verkehrsführung und Umsatz orientiert, bleibt Gestaltung/ Kultur außen vor. (Meinetwegen z. B. der Umgang mit der Vergangenheit, überhaupt die Aufmerksamkeit für Elemente, Formen, Blickrichtungen, die einen kulturellen, symbolischen Raum in den gebauten Raum einblenden.) Ich glaube auch nicht, daß eine vollständige und gelungene städtische Umgebung in Marketingbegriffen formuliert werden kann. Es sei denn, man begreift Leistungen wie die Arbeit der meisten Ämter, Kulturinitiativen, Sportvereine, Sozialeinrichtungen etc. als Belastung des Haushalts, lästige Förderung unbeliebter Minderheiten, auf jeden Fall aber als Dinge, die nicht marktfähig sind.

Ich denke, unsere Stadtspitze denkt schon lange in solchen Kategorien. Der Streit um die Tonhallen-Terrasse ist übrigens ein schönes Beispiel.

Aus der Kulturszene war nix zu hören, das heißt, halt, doch - folgendes wurde kolportiert: Ein zweites Opernhaus könnte nicht schaden, so ließ die Oper verlauten, ein Literaturhaus wäre dringend, nötig hieß es von anderer Seite, Galerien und Auktionshäuser könnten einen Platz finden. Auch über alte Ideen, (wie die Ansiedlung der Sammlung Grothe, da habe ich Herrn Aengevelt jetzt einseitig zitiert, aber er hat es so, wie sagt man, insinuiert) müsse gedacht werden dürfen können und sollen.

Schade, daß die ("die"?) Kunstszene in der Diskussion nicht vertreten ist. Es scheint niemanden zu geben, der stellvertretend Ansprüche anmeldet. Einfach mal so, um zu sagen, hallo uns gibts auch noch. Das wäre mal eine Chance, z.B. den Kunstraum in seiner Stadtranderholungslage zu thematisieren. Einfach so, weil gerade alle zuhören.

Nachtrag am 16.8.: In der RP gibts einen Bericht über die Veranstaltung.

Sonntag, 29. Juli 2007

pinselhiebe auf betrogener fläche?

Dominik Halmer, Jesus, 2007,
Inkjetprint a. Aluminium, ca. 30 x 45cm,Quelle s.u.)
















Die dritte Ausstellung im Tunnel-Restraum an der Kniebrücke trägt den etwas gewollt programmatischen Titel "Der Pinselhieb der Natur oder Die betrogene Fläche", man kann sich also einen von beiden aussuchen. (Warum muß es diese prätentiöse Formel Titel/ Untertitel sein?) Einige gute Sachen gibts zu sehen, aber das ist ja noch keine Ausstellung (schon gar keine mit einem so pompösen Titel). Immerhin hatte ich nach einiger Zeit den Eindruck, daß die versammelte Malerei-über-Malerei einigermaßen zusammenpaßt, auch wenn die Wiedergänger-Motive von der Landschaft bis zur geometrischen Abstraktion reichen. Immerhin, Arbeiten so zusammenzutragen, daß man im deja vu der Motive mehr sieht, als die Melancholie der Zu-Spät-Geborenen, ist ja schon was.


Also Karten auf den Tisch: Shila Khatami find ich klasse, schon für ihre Arbeiten hat sich das Ansehen gelohnt. Dominik Halmers Arbeiten sind schwer zu knacken, ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wo er hin will. (Gut, das kleine Format "Jesus" ist ziemlich deutlich, die Zeichnungen schräg gegenüber sind graphisch extrem reizvoll, ohne aber allzu leicht zugänglich zu sein.) Für mich Arbeiten, die ich mir noch zwei- dreimal ansehen werde, da geht noch was.... Tobias Hantmanns Teppicharbeiten (und einige der bemalten Blätter) waren erst vor kurzem ausführlich in der Galerie Konrad Fischer zu sehen und kamen dort besser zur Geltung. (hier der link zur Ausstellung, eine erstklassige Galerieausstellungen, die beste, die ich seit Jahren gesehen habe. Leider gibts auf der Seite keine Fotos.) Coline Krausbauer macht das beste aus lasierenden Farben und betont flüchtigem Strich, Anne Neukamps Malerei ist zunächst mal technisch souverän und ziemlich "lecker", das Konzept ist manchmal etwas kippelig, mal zu nette Landschaft, mal etwas akademisches Formenspiel, oft aber auch scharf surreal. Schließlich Elke Nebel, deren gemalter Film "Die Fährte" als Malerei-Konzept interessant ist, thematisch ist mir die obsessive Bearbeitung der Jugendträume von Weltall und Raumfahrt nicht sehr nahe. Zu Vanessa Conte kann ich nichts sagen, kann ich nichts mit anfangen.

Weiteren Aufschluß sollte der Text zur Ausstellung geben, da wurde es dann aber arg.

Die Ausstellung präsentiert sieben junge Künstlerinnen und Künstler [...] deren Werke um die Themen Natur, Landschaft und Kosmos kreisen. Mit Malerei auf unterschiedlichen Bildträgern, gemaltem Film und Skulptur hinterfragen und erweitern sie die Funktionen und Eigenschaften der Malerei sowie die traditionsreiche Auseinandersetzung mit Landschaftsmotiven in der Kunst. Zwischen Abbild und Fiktion, Naturdarstellung und Abstraktion entfalten die künstlerischen Arbeiten eine neue, eigenwillige Bildhaftigkeit, die über die gängige Vorstellung von Landschaft und Natur hinausweist.

Das paßt dann in seiner Addition von Feuilleton-Klischees wieder ganz gut zum unentschiedenen Titel.

















(Khatami, Maritim, 2006, Öl, Acryl, Lack a. Lwd.
Quelle: www.kunst-im-tunnel.de, weder dort noch
auf dem Infoblatt zur Ausstellung finden sich Maßangaben,
ca. 40 x 60cm)

Text und Ausstellung gehen locker aneinander vorbei, ohne sich aneinander zu stören. Es sei denn, mir entgeht, wie die Revision abstrakter Positionen (grob gesagt von Malewitsch bis zum lässig persiflierten Materialfetischismus eines Imi Knoebel) bei Shila Khatami oder die Stummfilm-Reprise von Elke Nebel oder der im LSD_Rausch explodierte Jesus von Dominik Halmer - wie das jetzt alles unter so harmlose Themen wie Natur Landschaft Kosmos fallen soll.

Ein neuer Versuch, an anderer Stelle gibt es einen anderen Pressetext:

...wobei sieben Malerinnen und Maler dem Klischee der Landschafts- und Naturmalerei die Eigenwelt der Malerei entgegen setzen. Dies geschieht, indem die jungen Absolventen der Kunstakademie und ihre Gäste durchleuchten, was Malerei ist und welche Rolle dabei Kosmos und Natur zukommen.

Die Klischees, gegen die hier angeblich die Malerei vorgeht, wo sind sie? Ich glaube nicht, daß sich junge Künstler gegen Positionen des 19. Jahrhunderts wehren müssen. Die Behauptung, Künstler setzten dem Klischee von Landschaft und Natur eine "Eigenwelt" entgegen, scheint mir das selbst schon ein Klischee zu sein. Das Thema der Ausstellung ist belanglos, wenn der ztierte Satz ernst gemeint ist.

Mir scheint, die Spur der Darstellung von Natur/ Landschaft, die hier in einigen Bildern verfolgt und variiert wird, setzt eher bei Positionen an, die selbst schon "Natur" nur noch - je nach Temperament - satirisch oder als Echo medialer Zurichtung thematisiert haben: Polke etwa, Gerhard Richter vielleicht, oder aber Ross Bleckner, oder Jochen Gerz, oder Vito Acconci. Ian Wallace fällt mir noch ein, er hat dieses für jeden Maler so offensichtliche wie unlösbare Nebeneinander von rein malerischer Fläche und erzählender Darstellung schon in den 80ern aufgegriffen (und er war nicht der einzige).

Genauere Zuordnungen auf Anfrage.

Hier findet sich eine Erläuterung zum Titel:

Der Titel „Der Pinselhieb der Natur” ist ein Zitat aus einer Kunstkritik von Joseph Addison im „Spectator“, London 1712: „There is something more bold and masterly in the rough, careless strokes of nature than in the nicest touches and embellishment of art.“ „Die betrogene Fläche“ stammt aus einem Radio-Interview mit Georg Baselitz. Mit der Erfindung der Perspektive in der Renaissance wurde das Gemälde als Fenster in die Welt verstanden. Seit dem Modernismus spielt sich die Kunst auf der Leinwand ab, auf der Fläche lassen Materialien die Kunst geschehen. Dieses Versprechen, die Hauptrolle zu spielen wird der Leinwand jetzt wieder abgenommen. Kunst nach dem Modernismus wagt die Bildhaftigkeit, die Fläche wird betrogen.

Auch diese Zitate belegen eigentlich nur, daß hier ein Scheingefecht inszeniert wird. Ja und, was denn jetzt? fragt sich, wer bis hierhin gelesen hat. Keine Sorge, dazu kommt noch was.

Schöner Cliffhanger eigentlich, oder?















Anne Neukamp, Ansicht, 2006,
Lackstift auf Postkarte, 10 x 15cm
Quelle: www.kunstknall.de

Freitag, 27. Juli 2007

Malkasten und Münster

In der Rotunde des Malkastens gibts immer wieder gute Einzelarbeiten zu sehen, die sich mit diesem architektonisch ziemlich selbstbewußt und kühl geplanten, zweistöckigen Foyer auseinandersetzen. Keine leichte Aufgabe, denn der Raum ist so ausbalanciert, daß er nicht gerade danach schreit, durch irgend etwas ergänzt zu werden.

Joung-en Huh (die auch schon den"Laden" auf der Hildebrandtstraße betrieben hat) und Birgit Jensen kuratieren seit einiger Zeit diesen Raum unter dem Projektnamen Laden Gedan. Da es außerdem noch eine weitere kuratorische Aufgabe gibt, nämlich die "Vitrine" in der Rotunde, gibts schon mal Kollisionen (Nebenbei: Es gibt auch noch das Parkhaus im Garten des Malkastens, seit Jahren hervorragend kuratiert von Karl-Heinz Rummeny, außerdem die "Wohngemeinschaft", dann noch kleine Ausstellungen in der Bar des Malkastens, im Restaurant, und im Park. Also mich überfordert das etwas.)

Zuletzt war eine ziemlich packende, grimmige Installation von Heike Pallanca in der Vitrine zu sehen, die durch die gleichzeitig ausgestellten Arbeiten daneben und vor der Tür (Christane Rasch, Mirko Tschauner) nicht angekratzt wurde.




















(Foto: malkasten.org)



Zur Zeit stellt in der Rotunde (nicht in der Vitrine? Oder doch?) Seb Koberstädt Arbeiten vor. Wer mehr sehen möchte, oder sowieso nach Münster (wg SkulpturProjekte) fährt, kann sich ein Projekt des Münsteraner Künstler- und Kuratorennachwuchs ansehen. Am Freitag (heute, 27.7.) wird eine Gemeinschaftsausstellung mit S.K. und Martin Pfeifle eröffnet. Der Ort ist einer der wenigen Original-Nachkriegsbauten mitten in der schnuckeligen Münsteraner Innenstadt. Ich habe ihn vor der Renovierung gesehen, nicht leicht zu bespielen, einige Träger, die dicht vor den Wänden stehen und vor allem ein atemberaubendes, stilecht nierenförmiges und riesiges Oberlicht. Ich bin mal gespannt, wie sich die Leute der KuratorenKünstlergruppe initial dagegen durchsetzen.













(bei einem Klick auf das Bild gibts die Einladung in Riesengröße)

schon ein paar Tage her: Nachtfoyer in der Kunsthalle



Einmal im Monat (dienstagsabends) wird im Foyer der Kunsthalle eine Publikation von/mit/über einen hiesigen Künstler vorgestellt, samt Eigenrezepturen am Imbiss (lecker!) und am Plattenteller (cool: Christoph Bucher, im normalen Leben gelernter Maler). Der letzte Termin fand am 10. Juli statt, Birgit Jensen stellte ihren Katalog vor, der nach ihrer Einzelausstellung im Mülheimer Museum entstanden ist. Hier zwei Schnappschüsse der großen Installation (eine Art riesiges Billboard, das den gesamten Raum in ein Vorne und ein Hinten teilt, die Vorderseite leitet sich ab von einem jetzt nicht mehr erkennbaren Motiv, einem Foto einer Stadt, bzw. - herangezoomt - einem Detail eines Gebäudes) , die Fotos im Katalog sind natürlich besser.



Solche Termine werden eher versteckt angekündigt, ich habs nur im newsletter der Kunsthalle gefunden, auch den muß man aber erstmal auf der Seite der KH finden... Am besten einfach abonnieren.

Clara Schumann

Der Herr Eewin kann alles, sogar schauspielern. Jo mei. Aber mit dem Oberlippenbart hätte ich mich nicht filmen lassen.

Montag, 9. Juli 2007

Kunst sehen (können)

Wenn das Bild überm Sofa mal wieder ganz anders aussieht, als beim Galeristen, oder - Achtung Tip für die mit mehr Taschengeld - wenn das Bild zu Hause viel besser war, als später, wenns als Leihgabe im Museum hängt: Dann bitte nicht dem Artisten die Schuld geben ("Deine Farben schimmeln.") Es kann auch am Architekten liegen, der keine Lust hat, sich seine schönen Räume durch was anderes als Leuchtstoffröhren inszenieren zu lassen. Gut für die Architektur, schlecht fürs Museum und fürs Auge, sagt Andreas Blühm vom Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

Mittwoch, 4. Juli 2007

hier gibts ja gar keine bilder!

ja, stimmt. oder jedenfalls nur ein paar. also gut, hier mal zwei, eine aktion/ performance von Pablo Wendel, ging damals durch die Presse. Wers verpaßt hat, hier gibts noch einen link (zum Spiegel) und hier noch einen (Focus).

P. war vor einigen Wochen in Ddf, eingeladen vom Wohngemeinschaftsteam im Künstlerverein Malkasten. Nach einer gelungen absurden Mini-Performance (der Laptop spinnt und produziert skurrile Fehler samt ebenso bizarrer Fehlermeldungen) gabs einen Film, der die Aktion in der Tonkrieger-Armee ausführlich vorstellte. Kurz gefaßt: PW arbeitete wöhrend eines dreimonatigen Arbeitsaufenthalts in China an der Idee, sich als lebendige Skulptur oder erstarrter Performer der chinesischen Tonarmee anzuverwandeln. Sowohl das stille Stehen in der Masse wie die unvorhersehbare Reaktion der chinesischen Lebend-Armee (die die Tonarmee bewacht) gehören zur Arbeit. Das ganze war ziemlich ausgefeilt durchgeplant (das Militär mag es nicht, wenn es fotografiert oder gar gefilmt wird).

PW hielt die Pose des Soldaten bis zuletzt durch, Respekt. Er wurde schließlich von acht Mann horizontal wie ein Brett abtransportiert. Das erklärt wahrscheinlich auch, daß er mit einer "ernsten Ermahnung" davon kam, da man ihm abnahm, daß er ein großer Verehrer der Tonarmee sei.

Der Spiegel analysiert mit einem milden Nachgeschmack linker Kulturkritik:

Eine Mahnung liegt in dieser Aktion womöglich für uns alle: Den jungen Menschen, kunstsinnig und gebildet, verlangt es nach Eingliederung ins straff organisierte Kollektiv; das Serielle und Militärische - also Anti-Individuelle - hat in Zeiten einer (nicht mehr ganz so) neuen Unübersichtlichkeit wieder Konjunktur. Studenten die still halten - wer hätte das gedacht.

Ja, nettes Bonmot, wenn man solche Klischees mag ("neue Unübersichtlichkeit", das ist Habermas 1985, ist seitdem nix mehr passiert?). Interessanter finde ich die Frage, ob zu einer Arbeit Interaktionen gehören können, über die man keine künstlerische (und noch nicht mal eine praktische) Kontrolle hat. Immerhin ist dieser Kontrollverlust um einiges riskanter als bei anderen Performern, die fast immer mit einem wohlwollenden Publikum rechnen dürfen, oder sich zumindest in einem vertrauten und in der Regel berechenbaren kulturellen Umfeld bewegen.

Um Stillhalten gehts hier wohl nicht, lieber Spiegel, eher um das Gegenteil: Die rapide Vereinzelung beim Verfolgen einer (eher ephemeren) Obsession. Oder?

(Bevor einer meckert: Die Abbildungen sind links auf Pablos Galerie, dort gibts noch mehr Bilder, auch von anderen Arbeiten, lohnend!)