Mittwoch, 27. Juni 2007

vier wände für die kunst

Die "freie Szene" in Düsseldorf wird in einem neuen Portal dokumentiert, wobei der Schwerpunkt auf den Off-Räumen liegt. Das ganze steuert auf ein Ereignis zu (Kunstfestival vierwände), was im September stattfindet. Insgesamt scheint die Idee ähnlich wie das Konzept der "Kunstpunkte" (das Programm gibts auch schon online - hier).

Die Termine:

Kunstpunkte:

18./ 19. August
25./ 26. August

vierwände

7. - 9. September

Montag, 25. Juni 2007

Kö-Bogen II

Andere haben da schon lange vorher was zu gesagt, ein guter Kommentar findet sich als Leserbrief im "duesseldorf-blog" *

Hier ist der Link.

Wer noch mehr zu Herrn Erwins Aktivitäten lesen möchte, findet vor allem im weblog http://www.rainersacht.de/ jede Menge Material. Da ist jemand an der Tasttatur, der so viel zu sagen und zu schreiben hat, daß es fast schon wieder unübersichtlich wird. Zum Einstieg vielleicht das hier in Ruhe lesen. Es gibt eine eigene Kategorie "Erwin & Konsorten".


* für das im Impressum Herr Osinski von der osicom GmbH, einer PR-Agentur, verantwortlich zeichnet.

kö-bogen

die fassaden-studien zum kö-bogen gabs vier tage lang zum beschauen. hier alles weitere, samt abbildungen der architektur-modelle - hier der link. der hofgarten wird nicht angetastet heißt es, und die autos kommen unter die erde, so der volkswille. schön für den hofgarten, doch, ernsthaft. auch wenn er dann auf der nordseite des blocks liegt, also permanent im schatten.

wer die entwürfe mit dem ist-zustand vergleichen möchte, findet bei google-maps ein gutes satellitenbild. dieser link führt direkt dort hin.

der tausendfüßler (hochstrasse über den jan-wellem-platz) ist offensichtlich aus dem rennen, sprich: er kommt weg. vielleicht gibt es aber auch wieder eine diskussion wie damals um die kunsthalle, die zum abschuß freigegeben werden sollte. und wie die unterirdische straßenführung sein soll, wo zweihundert meter weiter ein mehrstöckiger u-bahnhof quer zur oberirdischen straße (berliner allee, u-bahn steinstrasse/ königsallee) liegt, da bin ich mal gespannt.

diese seltsame beton-hochstraße ist ein einzigartiges stück, architektonisch, technisch, und städtebaulich. schauspielhaus (*), dreischeibenhaus und tausendfüssler gehören zusammen. wers nicht kennt:

ein schnappschuss
schön gesehen....


(* auch wenns im internet so aussieht, als sei den theaterleute völlig egal, wo sie spielen, gerade mal ein briefmarkengroßes bild gibts auf der seite, bei bewölktem himmel geschossen, mit stürzenden linien und zu viel beton im vordergrund, das kann jeder praktikant besser: hier der link - kein wort gibts da zur architektur, als sei das haus ein bürogebäude im industriegebiet)

Freitag, 22. Juni 2007

nachtrag zu drop sculpture

hier gibts einen link zum bronzeding vor der west lb - und hier noch einen (der Bildhauer hat, so stehts zu lesen, den Internet-Auftritt der PR-Agentur gestaltet, bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, daß es um eine vorgeschaltete Seite mit einem Bronze-Ludwig-Erhard und eine "virtuelle Werkschau" geht.)

drop sculpture drop architecture

Bronzeklötze, zu schlaff-abstrakten Formen oder beliebig stilisierten Figuren gegossen, gelten in manchen mittleren und größeren Städten bis heute als Kunst. Kann man "drop sculpture" nennen, weil es oft ziemlich egal ist, wo man sie im Stadtbild fallen läßt und so sehen sie dann auch aus. Hauptsache, sie behaupten laut und deutlich, daß sie Kunst sind.

(Das schlimmste Beispiel in Düsseldorf steht übrigens vor der West-LB und heißt im Volksmund "die Hüftprothese", wenn wir uns überwinden können, ein Foto zu machen, wirds veröffentlicht.)

Da hat sich viel getan, zum Glück. Wie es auch geht, wie also Kunst im öffentlichen Raum aussehen kann, zeigen mal wieder die Skulptur Projekte in Münster. Der erste Besuch war schon mal prima, mehr bei Gelegenheit.

In den Publikationen im Vorfeld gibt es etwas versteckt einen knackigen Artikel der Architekturkritiker, -theoretiker und -praktiker Ilka und Andreas Ruby, die kurz gesagt die Bauentscheidungen vieler Städte für offensiv marketinggesteuert halten - zum Nachteil des Stadtraums.

Hier ein längeres Zitat, den ganzen Artikel gibts im Magazin der Skulpturprojekte hier als download (pdf, 5 MB)

"Auf städtischen Plätzen und Fußgängerzonen
auf- oder vielmehr abgestellt, sollte
diese solitäre Freiraumskulptur dem öffentlichen
Raum eine stärkere Identität verleihen.
Wichtige Kriterien für die Auswahl dieser
urbanen Totems waren eine gewisse Größe,
um im Freiraum nicht unterzugehen, eine
leichte Lesbarkeit, um die allgemeine Öffentlichkeit
nicht allzu sehr zu verschrecken,
sowie eine möglichst hohe ikonische Wirkung,
um auch als Postkartenmotiv gut zu
wirken. Mit ihrem konkreten räumlichen
Kontext, in dem sie aufgestellt wurden, hatten
die Werke dagegen oft nur wenig zu tun.
Häufig wirkten sie wie direkt von der Stange
des Kunstbetriebs. Der Handel zwischen
Kultur und Stadt funktionierte davon ganz
unbenommen: die Stadt bot das Schaufenster,
die Kunst die Auslage. Dieses mangelnde
Verhältnis von Figur und Umraum wurde
zum Auslöser für die sog. „Ortsspezifische
Kunst“, die bis heute eine der nachhaltigsten
Beispiele von Kunst im öffentlichen Raum
darstellt.

In der Kunst nahezu in Vergessenheit geraten,
lebte die „Drop-Sculpture“ dann in der von
Stars mit persönlicher Handschrift dominierten
Architektur der 1990er Jahre wieder auf.
Die „Drop-Buildings“ der zeitgenössischen
Architektur wenden die Doktrin der „Drop-
Sculpture“ vom öffentlichen Raum nun auf
die Stadt als Ganzes an. Um sich im globalen
Städtewettbewerb zu behaupten, müssen
sich Städte heute global positionieren und
ein Image aufbauen, das weltweit wieder
erkennbar ist. Die Architektur ist dafür zu
einem entscheidenden Vehikel geworden.

Rissen sich städtische Kulturdezernenten
früher darum, einen Calder, Picasso oder
Chillida zu akquirieren, arbeiten Stadtmarketingmanager
heute eher daran, einen Gehry,
Kohlhaas oder Herzog & de Meuron zu verpflichten.

Diese Prostitution der Architektur im Namen
des Tourismus reduziert Gebäude heute zunehmend
auf ihre äußere Erscheinung. Man
ist kurz davor zu vergessen, dass Architektur
auch einen nutzbaren Innenraum hat. Aber
Architektur ist keine Skulptur im öffentlichen
Raum, sondern öffentlicher Raum als Skulptur.
Statt den öffentlichen Raum mit ihrer
selbstverliebten Präsenz zu kolonisieren,
sollte Architektur ihren Innenraum dem
öffentlichen Raum als Asyl zur Verfügung
stellen angesichts der zunehmenden Privatisierung
der Innenstädte, durch die der
öffentliche Raum an seinem angestammten
Ort, dem Leerraum zwischen den Gebäuden
der Stadt, zusehends rarer wird."

Sonntag, 17. Juni 2007

Thomas Kilpper: von der fettecke zur revolution



Kunstraum, Himmelgeister Straße: Zwei Schritte in den Ausstellungsraum, und Du bist mittendrin in einer taghellen Geisterbahn. Tonnenweise Sperrmüll: Schränke, Tische, Anrichten, Garderoben, Sofas, Regale, Betten, Teppiche, ein Surfbrett, zwei Heimorgeln (ich glaube so hießen die Dinger früher), vorne noch zu einer Art Un-Schöner-Wohnen-Ambiente kombiniert, im Tageslicht-Teil des Raums gestapelt, verkantet, verdreht, gegeneinandergeschraubt und zum Teil mit Verpackungsfolie in Pakete gezungen. Dazwischen Fotokopien aus der Zeit der Hausbesetzungen und der Hochzeit der Anti-AKW-Bewegung. Dolle Sache.

Freitag, 15. Juni 2007

Oldenburgs Eishörnchen

Neumarkt-Galerie, Köln: Auf der oberen rechten Gebäudeecke sitzt ein umgedrehtes, riesiges Hörnchen mit Vanille-Eis, von hier unten geschätzte sechs Meter groß. Das Eis sitzt satt auf der Ecke und man hofft, daß das Zeug nicht echt ist und womöglich tropft. Lecker ist das nicht, zum Eisessen animiert es auch nicht. Riesige Speisereste an Gebäudeecke, welcher Bauherr hat da geglaubt, das sei frisch, positiv und attraktiv? Oldenburg war schlauer, daß er sowas finanziert bekommt, spricht dafür, daß er in gewissen Kreisen auf mangelnde Ironiefähigkeit und unsichere Urteilskraft rechnen kann.

"Natürlich erinnert die Skulptur an eine Eistüte", sagt der berühmte Pop-Artist Oldenburg. "Aber sie ist mehr als nur das", fügt seine Frau Coosje hinzu: "Sie ist eine Skulptur. Sie hat architektonischen Charakter." Die geometrische Form des Hörnchens soll, da sind sich die beiden Künstler einig, an die Türme des Doms und die der romanischen Kirchen in Köln erinnern." (uralter Artikel, sozusagen Vintage-Presse)

Nee is klar, und Fleisch ist mein Gemüse.

Hier gibts ein Foto von dem Ding.

bronzeklumpen für düsseldorf

Der in Düsseldorf weltberühmte Skulpteur Manolo Valdes hat der Stadt Düsseldorf noch eine seiner Bronzeklumpen geschenkt, nachdem er drei gegen Geld dort hat stehen lassen. Kann man großzügig nennen, ich nenne es Platzproblem. Wenn man 21 von diesen Dingern hat, ist man froh über jedes, das man los wird.

"Die Meninas erinnern an die 1. Quadriennale", so die Pressestelle der Landeshauptstadt (hier), eine kühne Behauptung. Beim Stichwort Quadriennale fällt den meisten wohl wenig mehr ein, als eine Reihe von Ausstellungen, die in dieser Zusammenstellung in jedem beliebigen anderen Jahr auch hätte stattfinden können. Dank der oft hochkarätigen Arbeit der Düsseldorfer Institute geben die Programme genug Material her, um jedes Jahr ein nicht zu präzise formuliertes Thema oben drauf zu pfropfen.

Wenn man denn schon an Skulptur im Quadrat-Jahr denkt, dann sicher erst mal die Werke von Juan Munoz im K21 und nicht die drittklassige Provinzkunst des Herrn Valdes. Er ist bestimmt ein große Künstler, ich bin sicher, über kurz oder lang werde ich das einsehen (meine Suche nach erstklassigen Werken des Herrn V. ist noch nicht zu Ende!), aber die Meninas sind eher Kleinkunst.

Nicht mal hingucken kann der entsprechende Presseschreiber (oder die Schreiberin): Die Figuren seien damals (2006) "beschwingt und scheinbar federleicht auf dem Mittelstreifen der Heinrich-Heine-Allee flaniert[...]". Hinsehen: Die Dinger sind zu acht bis neun Zehnteln in der Form und der Oberfläche handgedengelter, klobiger Kuhglocken ausgeführt.
Wer Kuhglocken schweben sieht, der verwechselt auch Kühe mit Araberhengsten.

Munoz und Valdes - seltsam, daß der naheliegenden Versuchung, die zwei Spanier gegenüberzustellen, niemand nachgegeben hat (oder doch? für Hinweise bin ich dankbar).

Den Versuch, Valdes wenigstens formal zu retten, kann man sich sparen, seine milde Abstraktion würde an der hiesigen Akademie wahrscheinlich nicht für die Aufnahme in den O-Bereich reichen. Die plastischen Arbeiten zeigen ein Verständnis der figurativen Skulptur, das sich hierzulande in den fünfziger Jahren allmählich einfach verlor. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, daß sein orientierungsloses Zitieren an irgendeiner Stelle des malerischen und plastischen Werks mehr ist als höchstens Nostalgie.

Vielleicht hat den Vergleich mit Munoz deshalb niemand angestellt, die Qualitätsunterschiede sind einfach zu deutlich.

Deutlich ist aber auch der Unterschied zwischen öffentlicher Institution und der Initiative einer privaten Galerie. Die Meninas wurden auf der Heinrich-Heine-Alle aufgestellt, weil sie dem Herrn Erwin gefielen. Es ist gut, daß es eine Galerie gab, die dem Herrn Erwin was zeigen konnte, was ihm gefiel.

Haben wir den Herrn Erwin neben einer Arbeit von Juan Munoz abgebildet gesehen? Ich bitte um Hinweise.

Köln Museum Schnütgen Rheinische Glasmalerei der Renaissance


Wenn einem die Gegenwartskunst nicht ganz den Blick dafür verstellt hat, daß es von ein paar hundert Jahren auch schon fantastische Bildfindungen gab, lohnt ein Schlenker ins Schnütgen Museum. Das Gebäude machts einem allerdings nicht leicht, ausgerechnet eine Kirche für sakrale Kunst, na ja denkt man, hier kommts ja her, aber eigentlich will ich die Werke, die ja eh nicht mehr in ihrem "richtigen" Zusammenhang gezeigt werden können (schließlich gibts keine Kirche mit fünf Kruzifixen nebeneinander) auf Augenhöhe sehen können. Ausnahmsweise stimmt diese blöde Metapher mal. Anstatt mir was von Ehrfurcht zu erzählen, die ich den Dingern gefälligst entgegen zu bringen habe (wie es eine funktionierende Kirche tut, irgendwie muß sie ihr künstlerisches Programm ja legitimieren), kann ich mich darauf konzentrieren, wie sie in ihren besten Momenten dieses Ehrfurcht-Ding unterlaufen.

Da merkt man schnell, wie einfach es jemand wie Balkenhol hat (ok vielleicht nicht in seinen Anfängen, aber seine Arbeiten waren so schnell durchgesetzt, daß er sich nie wieder Zeit nehmen mußte, das mal zu durchdenken. Mann, ist das Zeug heute harmlos....). Gut, normale Menschen auf Sockeln, alte Bildformen in die Gegenwart bringen, schön. Auch schön wäre es, wenn das mal jemanden anstößt, bei diesen alten Bildformen genau hinzusehen. Am besten gefallen mir zwei Kölner Marineskulpturen, der Jesus hat abstehende Ohren und die propere Maria sieht aus wie die Frau an der Kasse, und beide haben richtig Spaß. Das kann man sich als Künstler nicht ausdenken, das muß man beobachten und zeigen wollen. (Die Anmerkung war jetzt ein Abschweifung zu den Skulpturen, hat mit Glas natürlich nix zu tun, oder doch?)

Bei der Glasmalerei, die hier gezeigt wird, ist das schwieriger, das üppige Bildprogramm, das die Maler und Glaser umsetzen mußten, gibt es wenig Platz für die Handschrift. Trotzdem: An ein paar Stellen zeigt sich zwischen den Bildformeln für Landschaft, Architektur, biblische Szenen etc. etwas, was wie mühsam beobachtet aussieht, dem Alltag abgeschaut. Schön sind die (mit Originalen illustrierten) Hinweise auf Vorbilder in den Graphiken Dürers und Martin Schongauers. (Ich glaube, zwei Zeichnungen waren auch dabei.)

Außerdem sind diese Glastafeln (alle auf Augenhöhe präsentiert und hinterleuchtet!) mindestens so sinnlich wie jedes Exponat in den momentan so beliebten Asien- und Ägypten-Ausstellungen. Zieht man einen Vergleich zur Bonner Ausstellung mit Werken aus Angkor (hier gibts noch Infos), dann liegt der Unterschied nicht in der Qualität der Werke und der Informationen. Den Unterschied macht das Geld, das Bonn in eine irrsinnig aufwendige (und zugegeben gelungene) Ausstellungsarchitektur (plus Multimedia-Kram) gesteckt hat, und das Marketingbudget.

Hätte das Museum Schnütgen solche Möglichkeiten, würde das, was dort im Moment zu sehen ist, zu Recht 100 bis 200.000 Besucher anlocken. So bleibt es bei einer Kasse, die in einen Baucontainer ausgelagert werden mußte, und einer Ausstellungsarchitektur, die sich an ihrer Umgebung eher reibt, als sich in sie einfügt.

Ansehen!




(Das Bild ist ein Ausschnitt aus http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/msc_0705_glas/img/InternetD4.jpg)

Montag, 4. Juni 2007

KIT (Night Ryder)

Helga Meister findet kein Ende. Im Ton einer Laienpredigerin geht es durch die ganze Ausstellung, zu jedem Bild erfährt man, was zu sehen ist, das macht einem den Gang durch die Ausstellung leichter, weil man sich dem Nebenmann oder der Nebenfrau widmen kann, ohne durch die Bilder abgelenkt zu werden.

Erfährt man was dazu, weum die Dinger aussehen, wie sie aussehen, oder warum es ein Künstler toll findet, bunte Dinge zu fotografieren? Nee, ach warum auch, was Künstler machen ist Kunst, das muß zur Rechtfertigung ausreichen. Ob das gut ist oder nicht, ist nicht Thema. Es muß ja gut sein, denn es wird ausgestellt, ist also Kunst und Kunst ist gut. Oder?