Freitag, 15. Juni 2007

Köln Museum Schnütgen Rheinische Glasmalerei der Renaissance


Wenn einem die Gegenwartskunst nicht ganz den Blick dafür verstellt hat, daß es von ein paar hundert Jahren auch schon fantastische Bildfindungen gab, lohnt ein Schlenker ins Schnütgen Museum. Das Gebäude machts einem allerdings nicht leicht, ausgerechnet eine Kirche für sakrale Kunst, na ja denkt man, hier kommts ja her, aber eigentlich will ich die Werke, die ja eh nicht mehr in ihrem "richtigen" Zusammenhang gezeigt werden können (schließlich gibts keine Kirche mit fünf Kruzifixen nebeneinander) auf Augenhöhe sehen können. Ausnahmsweise stimmt diese blöde Metapher mal. Anstatt mir was von Ehrfurcht zu erzählen, die ich den Dingern gefälligst entgegen zu bringen habe (wie es eine funktionierende Kirche tut, irgendwie muß sie ihr künstlerisches Programm ja legitimieren), kann ich mich darauf konzentrieren, wie sie in ihren besten Momenten dieses Ehrfurcht-Ding unterlaufen.

Da merkt man schnell, wie einfach es jemand wie Balkenhol hat (ok vielleicht nicht in seinen Anfängen, aber seine Arbeiten waren so schnell durchgesetzt, daß er sich nie wieder Zeit nehmen mußte, das mal zu durchdenken. Mann, ist das Zeug heute harmlos....). Gut, normale Menschen auf Sockeln, alte Bildformen in die Gegenwart bringen, schön. Auch schön wäre es, wenn das mal jemanden anstößt, bei diesen alten Bildformen genau hinzusehen. Am besten gefallen mir zwei Kölner Marineskulpturen, der Jesus hat abstehende Ohren und die propere Maria sieht aus wie die Frau an der Kasse, und beide haben richtig Spaß. Das kann man sich als Künstler nicht ausdenken, das muß man beobachten und zeigen wollen. (Die Anmerkung war jetzt ein Abschweifung zu den Skulpturen, hat mit Glas natürlich nix zu tun, oder doch?)

Bei der Glasmalerei, die hier gezeigt wird, ist das schwieriger, das üppige Bildprogramm, das die Maler und Glaser umsetzen mußten, gibt es wenig Platz für die Handschrift. Trotzdem: An ein paar Stellen zeigt sich zwischen den Bildformeln für Landschaft, Architektur, biblische Szenen etc. etwas, was wie mühsam beobachtet aussieht, dem Alltag abgeschaut. Schön sind die (mit Originalen illustrierten) Hinweise auf Vorbilder in den Graphiken Dürers und Martin Schongauers. (Ich glaube, zwei Zeichnungen waren auch dabei.)

Außerdem sind diese Glastafeln (alle auf Augenhöhe präsentiert und hinterleuchtet!) mindestens so sinnlich wie jedes Exponat in den momentan so beliebten Asien- und Ägypten-Ausstellungen. Zieht man einen Vergleich zur Bonner Ausstellung mit Werken aus Angkor (hier gibts noch Infos), dann liegt der Unterschied nicht in der Qualität der Werke und der Informationen. Den Unterschied macht das Geld, das Bonn in eine irrsinnig aufwendige (und zugegeben gelungene) Ausstellungsarchitektur (plus Multimedia-Kram) gesteckt hat, und das Marketingbudget.

Hätte das Museum Schnütgen solche Möglichkeiten, würde das, was dort im Moment zu sehen ist, zu Recht 100 bis 200.000 Besucher anlocken. So bleibt es bei einer Kasse, die in einen Baucontainer ausgelagert werden mußte, und einer Ausstellungsarchitektur, die sich an ihrer Umgebung eher reibt, als sich in sie einfügt.

Ansehen!




(Das Bild ist ein Ausschnitt aus http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/msc_0705_glas/img/InternetD4.jpg)

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