Freitag, 28. September 2007

... am Wochenende nix vor?






... dann bitteschön die beiden aktuellen Ausstellungen im Kunstraum/ Atelier am Eck nicht verpassen (beide nur bis 7.10.). Bei der Eröffnung war die Meinung zu hören, daß Rory Middeltons Installation die bisher beste Arbeit sei, die das Atelier am Eck gesehen hat, das sehe ich auch so. Hier und hier gibt es Beschreibungen der Arbeit.

Gegenüber, im Kunstraum (erste Ausstellung in der Reihe Trendwände), versucht Michalis Nicolaides in einer seiner drei Videoperformances, Elvis zu werden, besser kann man Elvis' Todestag nicht begehen (das Video wurde am 8. August aufgenommen). Eine Stunde lang (ohne Schnitt) setzt er immer wieder zum Sprung an, um in der Luft genau die Pose zu treffen, die Presley auf dem berühmten Großformat von Warhol einnimmt (Elvis als Cowboy, breitbeinig, mit gezücktem Colt). Eine unbewegliche Videokamera zeigt ihn vor einer an die Wand geklebten Kopie der Warhol-Arbeit (ich unterstelle mal, daß er nicht das Original besitzt), in der Perspektive der Kamera steht Elvis etwa 30 bis 40cm höher als Michalis. Ein Schwarz/Weiß-Monitor im unteren Bildrand zeigt die gleiche Szene, das Bild kann aber mit einem Fernauslöser für ein paar Sekunden eingefroren werden. Er drückt selbst in dem Moment auf den Auslöser, in dem er - im Sprung - glaubt, daß sich seine Pose und die Pose des Elvis-Cowboys decken. So ganz klappt das natürlich nicht, er verdeckt den Warhol-Elvis-Cowboy nie ganz.

Elvis ist er nicht geworden, aber gelungen ist ihm die Arbeit trotzdem: Die Video-Projektion einer Kopie eines Gemäldes nach einem Foto, das Presley in der filmischen Pose eines Cowboys zeigt - viel weiter weg kann man kaum von irgendetwas sein, das sich Authentizität nennt. Mit jedem einzelnen Sprung (und es sind viele, sicher hundert und mehr im Laufe der einstündigen Performance) und der für Sekunden erstarrten Pose auf dem Monitor springt er aus dem Atelier in eine mediale Welt, in der er Elvis-als-Cowboy ist. Die Installation zeigt an diesen Stellen für einen kurzen Moment den Star Elvis Nicholaides und den erschöpften Akteur, der kurz Luft holt für den nächsten Sprung in die drei Sekunden der Berühmtheit.

Auch schön ist seine Arbeit "Pusteblume", ebenfalls sehenswert ist die umfangreiche Werkgruppe von Nada Sebestyen, die etwas Zeit und Ruhe brauchen.

Schließlich noch Carl Hagers Skulpturen und Zeichnungen.


Mittwoch, 26. September 2007

Die Achse der Guten II (Ddf - Detmold)








In Detmold findet ab heute ein mehrtägiges Kurzfilmfestival samt türkischer Filmwoche statt. Bei beiden mischt Christian Deckert mit, in den 90ern zusammen mit seinen Mit-Regisseuren und -Produzenten (u.a. Cornelius Völker) durch einen "abendfüllenden Spielfilm" (also 90 Minuten) in lateinischer Originalsprache bekannt geworden, unvergessen sind Cameo-Rollen der Herren Schwegler, Lüpertz und Cragg. (Die Hermannsschlacht, auf imdb.com wird er als Director Writer Actor und Producer gleichzeitig gelistet).

Heute (und seit langem) arbeitet er vor allem an gelegentlich genialischen Kleinformaten (Zeichnungen), und stellt einen Zeichentrickfilm fertig, der ihm immerhin schon eine Einladung nach Ankara eingetragen hat (von dort führt die Linie straight nach Detmold, logisch, oder?)

Christian kuratiert unter anderem ein knappes künstlerisches Rahmenprogramm, es wird Freitag Samstag Sonntag eine Performance von Jörg Steinmann geben, außerdem eine Video-Installation von Timo Katz und Jan Fuchs, und eine compilation von globalscreen/ onomato.

Jörg Steinmanns Performance-Reihe Noise me Tender läuft hoffentlich noch eine Weile (hier in DDF), ich habs noch nicht geschafft, mal vorbeizuschauen, kann also nichts dazu sagen. Aber ich mag die Fotos, die ihn entspannt an seinem Instrumentarium hantierend in den lauten Ecken der Stadt zeigen.

Dienstag, 25. September 2007

Letzte Chance: SkulpturProjekte Düsseldorf/ Münster








Unbedingt noch ansehen: "Parcours Interdit", eine Ausstellung von Arbeiten im Malkastenpark (bis 30.9.), mit einigen sehr sehenswerten Beiträgen.

Ebenfalls am Wochenende gehen die Skulptur Projekte in Münster zu Ende. Einige Arbeiten sind stark, vieles aber auch nicht. Die beste Arbeit ist eigentlich schon dreißig Jahre alt, "Square Depression" von Bruce Nauman.

Montag, 24. September 2007

Von BMorgenstern zum Pop


... dazu paßt (bzw. paßt nicht) die Veranstaltungswolke "Pop am Rhein". In Düsseldorf, Köln, und auch mal in Bonn finden - locke
r verteilt von Mitte September bis Mitte Februar - ein paar Dutzend Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Filmvorführungen und Konzerte statt. Da gehts munter zur Sache und durcheinander: Jeder spricht über und filmvorführt halt das, was ihm selbst am nächsten war.


Die Gegenwart taucht eher am Rande auf (immerhin ein paar Konzerte im Blue Shell in Köln) Zappa und das Creamcheese, Can, Fehlfarben Fehlfarben Fehlfarben, Rolf Dieter Brinkmann, und der Mann, dessen Gesicht mich in den 80ern am meisten beeindruckt hat (Xao Seffcheque), alle tauchen sie auf. Schön: Die unvermeidlichen Toten Hosen wurden vermieden, das ist mal was. Nicht schön: Alles ist Pop, selbst Helmut Zerlett (seines Zeichens ehemaliger Big Band-Leader bei Harald Schmidt), ja sogar Wolfgang Niedeckens BAP. Sehe ich nicht so. Dafür gibts viel über den Ratinger Hof (den originalen), aber seltsamerweise wenig (außer in der zentralen (?) Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum) über Kraftwerk, den Plan, Ata Tak, DAF und dergleichen. Holger Czukay bekommt eine retrospektive Nacht gewidmet, mit Filmen, Musik und dem anwesenden Künstler, ich glaube ich werde hingehen (3..11., Köln, Museum für angewandte Kunst) (Wie wendet man denn eigentlich Pop an? subkutan? Oder nur äußerlich?)

Sonntag, 23. September 2007

der / die morgenstern


Barbara Morgenstern, Paul Wirkus, Stefan Schneider, als "September-Kollektiv" gabs ein einstündiges Live-Set vom Laptop in der Bergerkirche, natürlich anmoderiert von Torsten Nolting. Die Idee: Die Orgel der Johanneskirche läßt sich per Elektronik triggern (oder zumindest hab ichs so verstanden) und damit relativ gut samplen. Aus den Samples und einer Menge anderer Geräusche entstand dieses Live-Set. Ich bin kein großer Fan der Kirchenorgel, was ja nicht weiter schlimm ist. Zum Glück sind diese Riesendinger so groß, daß sie und ihre Mechanik eine Menge interessanter Töne und Geräusche produzieren, was gelegentlich durchkam. Das ganze Konzert war allerdings eher dominiert von an und wieder abschwellenden Orgelakkorden und -tönen. Immer wenn sich die Grundstruktur des Sets änderte, wenn das Orgelgedröhn zurückging und die darunter liegende rythmischen Fäden hörbar wurden, wars spannend. Dann gabs wieder Orgel und vorbei wars mit der Spannung.


Ein bißchen schade, BMs Sachen gehören zu den wenigen Produktionen aus der Sparte Elektro, die ich gern höre (na gut, ich kümmere mich auch nicht allzuviel um diese Sparte) und die CD "tesri" mit Robert Lippok steht bei mir gleich neben Eno's "Another Green World" im virtuellen Plattenschrank.

Kleine Anekdote: Peter, klarsehender Digital-Designer und Strom-Musiker, hat mit Eno so seine Probleme (die er dann wohl auch mit BM hätte), er sei ihm zu folkig (!). So hab ich das noch nie gesehen.

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Hier noch der link zu BMs eigener Seite und ihrer Seite auf MySpace. Und schließlich noch ein link zu Peter Uertz, in dessen umfangreicher Produktion an Graphik, Logos, Web-Design und Musik sich regelmäßig sehr reduziertes und deshalb alltagstaugliches Material findet. Manchmal muß man ein paar Klicks ausprobieren, je nachdem, wie seine Seite gerade aussieht.


Samstag, 22. September 2007

filme im wp8 (nachtrag zum 18.8.)

Habs doch geschafft. Auf dem Rückweg war ich ziemlich sicher, daß man zu diesen Filmen nicht viel schreiben kann (also am besten gar nicht erst anfängt.). Dann kam allerdings dieser Artikel von Hanno Rauterberg in der ZEIT dazwischen (eigentlich nur ein Vorabdruck aus einem gerade erschienenen Buch).

Kurz gesagt geht es darum was Kunst heute von der Bildfindung und der Bildproduktion in der Werbung, im Design oder der Mode unterscheidet. da hab ich wieder was gelernt, das Buch kommt mir auf jeden Fall in die Finger. Interessant ist, wie der Autor ins Schlingern kommt, weil er mehr oder weniger formalisitisch argumentiert (flüchtige Bilder gegen die bleibende Kunst, zweckgerichtete Werbung gegen zweckfreie Kunst, die Mode (oder genauer: die Haute Couture) die auf einen Körper angewiesen ist, der sie füllt, während die selbstgenügsame Kunst nur eine weiße Wand braucht.

Gekauft wird Haute Couture nicht, um sich damit zu schützen, zu wärmen oder weil sie sonst von praktischem Nutzen wäre. Sie will nicht dienen, nicht den üblichen Forderungen nach Funktionalität gehorchen. Sie will sich selbst von dem Körper, der sie trägt, emanzipieren. Manchmal zwängt sie ihn ein, zwickt ihn, beult sich aus oder beschließt, nach der ersten Reinigung in die Brüche zu gehen. Genau wie die Kunst weist sie klassische Schönheitsvorstellungen zurück, sie bringt lieber das auf die Laufstege, was bislang als hässlich, als unvorstellbar galt, sie erklärt ? frei nach dem Readymade-Prinzip ? ebenjenes zur Mode, das nicht Mode war. Als solche wird sie dann auch gekauft, nicht als Kleidung, sondern als ein Zeichensystem zum Hineinschlüpfen. Der Käufer hofft darauf, mit ihr das eigene Selbstbild neu zu bestimmen und sich von anderen zu unterscheiden.

Doch damit endet bereits die Gemeinsamkeit von Kunst und Mode: damit, dass die Mode jemanden braucht, der sie sich zu eigen macht und anlegt. Es reicht nicht, sie auf Puppen zu ziehen und auszustellen. Ihre volle Wirkung entfaltet sie erst im Wechselspiel mit einem Körper, den sie bedeckt oder bloßlegt. Ihre Eigentümlichkeit zeigt sich erst in dialektischer Beziehung zur Eigentümlichkeit ihres Trägers. Und sie verändert ihren Charakter je nachdem, wer sie sich überstreift. Für die Kunst hingegen spielt der Träger kaum eine Rolle. Sie braucht für ihre Bilder und Skulpturen nur Wand oder Fußboden, doch deren Beschaffenheit ist für ihre Wirkung nachrangig. Am besten ist es sogar, wenn sich der Träger neutralisiert und zum White Cube wird, zu einem weißen, störungsarmen Ausstellungsraum. Die Kunst existiert aus sich heraus, sie muss nicht in die Welt hinausgetragen werden, sie hat ihre Werte in sich beschlossen. Sie braucht nur den Betrachter, und der kann sie so lange und so oft betrachten, wie er will. Nie wird sie sich abnutzen - auch das unterscheidet sie von der Mode.


Was für die Kunst bleibt:
Gute Kunst muss sich nicht in Scheingefechten mit anderen oder mit sich selbst aufreiben. Sie kann ihre eigenen Qualitäten ausspielen, ebenjene, die Werber, Modemenschen, Designer so gerne hätten. Sie darf tragisch sein und grundlos erhebend, düster und von tiefem Glück, und in alldem frei von Absicht und völlig nutzlos.
Eine Kunst für ein Publikum also? Die Reflexion der Kunst auf sich selbst bleibt außen vor, wenn man so will, ist das Rauterbergs Bauernopfer: Wo Selbstbewußtsein gegenüber der Medienindustrie nötig ist, bleibt das "ängstliches Kreisen um die eigene Kunsthaftigkeit" auf der Strecke. Dabei gibt es eine Menge Kunst, die ihre Spannung und ihren Witz aus dem Zitat bezieht (und wenn es eines um drei Ecken ist), oder aus der Reprise, der Kopie als Abklatsch und Persiflage. Die Baselitz-Methode, die eigenen Leistungen im Remix zu wiederholen, ist nur ein Beispiel (ich kann damit übrigens nichts anfangen). Was würde von Elaine Sturtevant bleiben, wenn man ihr vorwerfen würde, sie kreise ja bloß ängstlich um die eigene Kunsthaftigkeit? Mal davon abgesehen, daß die meiste ungegenständliche Malerei ohne diese Reflexion kaum denkbar wäre.

Wie auch immer - einen Hang zur dramatischen Kunst meine ich da herauszulesen. Tragisch, düster, erhebend, plötzlich rutscht das Vokabular in Richtung Film-- und Theaterkritik. Immer wieder fixiert er die "Bilderflut", was ihn aber nicht daran hindert, die Art der Bildproduktion der Kunst eben gerade nicht abzugrenzen gegen die Konkurrenz, der zu begegnen er Robustheit, Selbstbewußtsein, Dramatik, freie Nutzlosigkeit und Tragik der Stoffe fordert. Rauterberg hat die Nase zu dicht dran: Bilder, das sind für ihn die Dinge, die ihm im Alltag, in der Mode und im digitalen Fotoalbum begegnen. Weit führt das nicht, nichts davon könnte nicht auch mancher Werbefilm und auf jeden Fall eine Menge Spielfilme mitbringen. Überhaupt scheint mir der Versuch, der Kunst ausgerechnet als dramatische Überbietung kunstferner Bilder zu positionieren, ziemlich aussichtslos, bzw. veraltet.

Was hat das jetzt mit dem Filmabend im WP8 zu tun? Vielleicht ist Kunst das gegenteil der robusten Bilder, die Rauterberg möchte. Ich denke, auch in den zum Teil eher nicht so spannenden Filmen an diesem Abend gibt es etwas, das sie zu Kunst macht: Es bleibt immer eine suchende Bewegung sichtbar, der Versuch, die Lücke zwischen vorhandenen Bildern zu finden, in der sich etwas neues formen kann. Das was Rauterberg als Schwäche ansieht, halte ich für ein wesentliches Element der Kunst: Er nennt es Kreisen um die Kunsthaftigkeit, ich denke, es ist das Phänomen, sehen und mitdenken zu können, wie ein Bild gefunden wurde. Die besten Arbeiten scheinen im Hintergrund zu sagen: Seht her, es war ganz leicht.

Wie ist das gemacht und wo kommt es her, die Antwort läßt sich am Werk ablesen. Das macht Kunst manchmal langatmig, weil dieses Gemacht-Sein deutlicher lesbar ist, als das Bild, das es doch nur stützen soll. Es ist aber die Chance, die die Kunst gegen alle anderen Bilder hat. (Wo der Film im nachträglichen Making-Of stolz seine technischen Tricks präsentiert, ist das Finding-Of der Kunst Teil des Bildes.)

Ich gebe zu, dieser Text wird mit zunehmener Länge nicht klarer.

Donnerstag, 6. September 2007

volles programm


Jetzt! Am Wochenende!

Freitag geht das Kunstfestival mit Vernissagen in Off-Räumen an allen Ecken und Enden los. Der direkte link zum download der pdf-Datei mit dem gesamten Programm und einem Lageplan findet sich genau hier.

Ebenfalls am Freitag eröffnen einige Galerien, die auf dem Weg liegen (wenn man das alles schafft...): Rupert Pfab zeigt Jochen Mühlenbrink, Fotos (?) von Frantisek Lesak gibts bei Cora Hölzl, Michael Cosar zeigt Gert Robijns, bei Sies + Höke kuratiert Bettina Klein (ehemals Gal. Klosterfelde, Berlin) die Ausstellung "Filaturen" (wo dann auch Gert Robijns nochmal auftaucht).

kuratoren auf reisen

Mattijs Visser, Kurator am museum kunstpalast, wird für seine Ausstellung in Venedig (Artempo. Wenn Zeit Kunst wird.) gelobt.

Mag sein, das Großprojekt Documenta ist mit der Artempo-Ausstellung nicht vergleichbar, doch wenn man den Vergleich trotzdem wagt, tun sich ungeahnte Parallelen auf. Denn beide Ausstellungen wollen neue Verbindungen zwischen ganz verschiedenen Kunstwerken aufzeigen, wollen die üblichen Sehwege verlassen. Doch während die Documenta einen heimlichen roten Faden auslegt, dem bisher niemand recht folgen konnte, ist die wilde Mischung aus Kunst und Skurrilem in Venedig durchaus schön zu nennen, wenn man diese Art des sinnlich korrumpierenden Ausstellungmachens mag, die wie ein Gesamtkunstwerk in eine fremde Zauberwelt entführt, aber niemals die Fenster zur Gegenwart verbaut.
Hat das jemand gesehen? Ich würde gern, aber Venedig ist nicht im Plan vorgesehen.

Dienstag, 4. September 2007

"wie es ist" (wenn was war?)

Silke Leverkühne, Holger Bunk, Andreas Schulze, Milan Kunc. Früh in den 80ern waren das heiße Namen, warum das so war, erklärt der Katalog mit ausführlichen Interviews, die ein schönes Sittenbild der hiesigen Akademie geben. Die Ausstellung beschränkt sich darauf, vier große monographische Blöcke zu präsentieren, und innerhalb jeden Blocks den Spagat zwischen damals und heute zu versuchen.

Ziemlich einleuchtend war ein fragender Einwurf eines Künstlerkollegen am Eröffnungsabend, worin sich wohl die Haltung der vier Maler von der Arbeitshaltung der Maler der vorangegangenen Ausstellung (compilation III) unterscheide. Denn das tut sie natürlich ziemlich deutlich.

Ich kann mir zum Beispiel kaum vorstellen, daß sich heute eine Malerei so ungebrochen auf Cezanne oder Bonnard besinnt, wie die frühen Arbeiten von Silke Leverkühne. Später kommen Erinnerungen an die florentinische Renaissance hinzu, die großformatigen Treppenstufen sind ein Beispiel. Ich bin auch nicht der Meinung, daß ihre Motive besonders hart am Alltag sind (der Pressetext sagt so etwas ähnliches), die frühen Szenen am Bahnhof oder an der Haltestelle (aus dem Kopf aufgezählt) sind eher Stilleben im Stile Cezannes. Neuere Arbeiten erinnern an Partien aus Liebermann-Bildern, und spätestens jetzt kommt der eine oder andere ins Grübeln: Jemand wie Shila Khatami (willkürliches Beispiel, weil unten erwähnt) gibt wenigstens zu erkennen, daß sie weiß, welche Auseinandersetzungen heute nur noch Schattenboxen sind. In Silkes Arbeiten gibt es die Abkehr der Jungen von den Eltern nicht, die Malerei ist ihr eine Welt der Freunde, Lehrer und Kollegen. Ist das als Nörgelei gemeint? Nein.

Es ist seltsam, wie hier jemand eine eigene avantgarde-diskurs-resistente Malerei gesponnen hat, zu Zeiten in denen an der hiesigen Akademie (glaubt man Zeitzeugen, die nicht im Katalog vorkommen) von Frauen eher Kochen als Malen erwartet wurde. Beharrlich jedenfalls, vielleicht auch stur, jedenfalls aber un-smart - nach heutigen Maßstäben. Die ich jetzt mal für einen Moment ausblende.

Holger Bunk. Hätte ich mehr Zeit, würde ich ihm einen langen Text widmen, ich glaube, das könnte sich lohnen. Seit seinen frühen Arbeiten passiert auf den ersten Blick nicht viel im Bild, man blickt in Räume, hin und wieder Landschaften, bis auf wenige Ausnahmen bewegen sich Menschen darin, oder versuchen es wenigstens. Manche stehen auch einfach nur darin, davor, oben drauf. Räume, Bauten, Möbel und die Bewohner-Körper passen nicht so richtig zusammen, die Verschiebungen in der Perspektive und den Proportionen werden so gerade durch die Malerei zusammengehalten. Ein (fiktiver?) Körper besucht eine Bilderwelt aus Räumen, die ihm nicht passen wollen. Wahrscheinlich bewahrt ihre phlegmatische Grundhaltung die Figur davor, diese surrealen Situationen in einen rüden Expressionismus umzubiegen, wie es dann Dahn, Fetting, Dokoupil und Co. probiert haben.

Etwa zur gleichen Zeit begann Thomas Schütte Modelle und Bauten als reine Konzepte zu formulieren und als Skulpturen zu bauen. Er versuchte gar nicht erst, einen Besucher oder gar sich selbst dort hinein zu versetzen. Die Frage, mit der Holger Bunk zu seinen Bildern zitiert wird ("fortdauernde Suche nach dem ,Wo bin ich?' " ) ) wäre Schütte wahrscheinlich zu persönlich gewesen. Im Gegensatz dazu beziehen Holger Bunks Arbeiten (die übrigens in ihrer Farbpalette manchmal denen von Silke Leverkühne ähneln - Stoff für Generationen von Kunsthistorikern) gerade aus dieser biographischen Note ihre Spannung: "Wie bin ich hierhin gekommen und was soll ich hier".

Andreas Schulze: Scharf. Fand ich damals doof, heute find ichs scharf. Grobes Gepinsel, aber jeder Strich sitzt und braucht kein Meta-Dingens um ein gutes Bild zu sein.

Milan Kunc: Früher nicht. Heute immer noch nicht.

Was mir das insgesamt soll, sagt mir der Katalog und das ziemlich gut.



Holger Bunk: Portal / Kastenhäuser, beides: Aquarell, 2004, je ca. 15 x 21cm

neulich am Zeitschriftenregal

"Angelina Jolie - Sie kämpft um ihr Glück" (Vanity Fair)
"Königin Elizabeth - Ihr Mann macht ihr das Leben so schwer" (Frau mit Herz)

"Das Glück im Unglück - Die (Schauspielerin, Königin) verrät im YY-Interview, warum sie so abgenommen hat und was ihr ihre Kinder bedeuten"

Zeitlose, Zielgruppenübergreifende Themen. Alles wird gut.

Montag, 3. September 2007

Kunstpreis für Marlene Dumas

Am 7. August hat eine Jury entschieden, den diesjährigen Kunstpreis der Stadt Düsseldorf (mit 55.000 Euro nicht so schlecht dotiert) an Marlene Dumas zu geben. Die Preisverleihung wird im Herbst stattfinden. Eine Ausstellung, die dem Publikum die Gründe für die Auszeichnung nahebringen könnte, ist meines Wissens nicht geplant. Ich habe vor etwa zwei Wochen das Büro des Kulturdezernenten angerufen, um zu erfahren, ob etwas in dieser Richtung stattfinden wird, bisher habe ich keine Antwort. Kann ja noch kommen.Morgen versuche ichs wieder.