Mittwoch, 4. Juli 2007

hier gibts ja gar keine bilder!

ja, stimmt. oder jedenfalls nur ein paar. also gut, hier mal zwei, eine aktion/ performance von Pablo Wendel, ging damals durch die Presse. Wers verpaßt hat, hier gibts noch einen link (zum Spiegel) und hier noch einen (Focus).

P. war vor einigen Wochen in Ddf, eingeladen vom Wohngemeinschaftsteam im Künstlerverein Malkasten. Nach einer gelungen absurden Mini-Performance (der Laptop spinnt und produziert skurrile Fehler samt ebenso bizarrer Fehlermeldungen) gabs einen Film, der die Aktion in der Tonkrieger-Armee ausführlich vorstellte. Kurz gefaßt: PW arbeitete wöhrend eines dreimonatigen Arbeitsaufenthalts in China an der Idee, sich als lebendige Skulptur oder erstarrter Performer der chinesischen Tonarmee anzuverwandeln. Sowohl das stille Stehen in der Masse wie die unvorhersehbare Reaktion der chinesischen Lebend-Armee (die die Tonarmee bewacht) gehören zur Arbeit. Das ganze war ziemlich ausgefeilt durchgeplant (das Militär mag es nicht, wenn es fotografiert oder gar gefilmt wird).

PW hielt die Pose des Soldaten bis zuletzt durch, Respekt. Er wurde schließlich von acht Mann horizontal wie ein Brett abtransportiert. Das erklärt wahrscheinlich auch, daß er mit einer "ernsten Ermahnung" davon kam, da man ihm abnahm, daß er ein großer Verehrer der Tonarmee sei.

Der Spiegel analysiert mit einem milden Nachgeschmack linker Kulturkritik:

Eine Mahnung liegt in dieser Aktion womöglich für uns alle: Den jungen Menschen, kunstsinnig und gebildet, verlangt es nach Eingliederung ins straff organisierte Kollektiv; das Serielle und Militärische - also Anti-Individuelle - hat in Zeiten einer (nicht mehr ganz so) neuen Unübersichtlichkeit wieder Konjunktur. Studenten die still halten - wer hätte das gedacht.

Ja, nettes Bonmot, wenn man solche Klischees mag ("neue Unübersichtlichkeit", das ist Habermas 1985, ist seitdem nix mehr passiert?). Interessanter finde ich die Frage, ob zu einer Arbeit Interaktionen gehören können, über die man keine künstlerische (und noch nicht mal eine praktische) Kontrolle hat. Immerhin ist dieser Kontrollverlust um einiges riskanter als bei anderen Performern, die fast immer mit einem wohlwollenden Publikum rechnen dürfen, oder sich zumindest in einem vertrauten und in der Regel berechenbaren kulturellen Umfeld bewegen.

Um Stillhalten gehts hier wohl nicht, lieber Spiegel, eher um das Gegenteil: Die rapide Vereinzelung beim Verfolgen einer (eher ephemeren) Obsession. Oder?

(Bevor einer meckert: Die Abbildungen sind links auf Pablos Galerie, dort gibts noch mehr Bilder, auch von anderen Arbeiten, lohnend!)

Keine Kommentare: