Mittwoch, 10. Oktober 2007

SkulpturProjekte Münster, nachdenkliche Nachträge


Abb.: Robert Barry, o.T., 1970, courtesy of Deborah Colton Gallery, Houston, Texas


Es gibt auch gute Arbeiten, klar: Manfred Pernice, Thomas Schütte (mit Einschränkungen allerdings), Michael Asher, Nairy Baghramians Paravent vor allem!, dann H. P. Feldmanns WC-Anlage, mit starken Einschränkungen Mike Kelleys Streichelzoo, Andreas Siekmanns Kugel (schlicht und wütend), und Annette Wehrmanns AaSpa.

Wenn es jemanden interessiert, schreibe ich über das eine oder andere, noch nachträglich. Sonst bleibt es dabei, daß vieles im Konzeptuellen stecken bleibt, ohne in der Lage zu sein, dies in einem Bild zu konzentrieren.

Ein Einwand könnte sein, daß es nun mal eine Eigenart konzeptueller Kunst sei, daß die (hmmm...) "Literarizität" des Konzepts die Qualität der Arbeit garantiere. Dagegen sprechen die frühen Experimente z.B. von Lawrence Weiner oder Robert Barry, die damals als reine Texte (in allerdings genau geplanter Schrifttype und Anordnung auf dem Papier) deshalb funktionierten, weil diese weißen Blätter mit den wenigen Worten unerwartet einen neuen Bildraum aufschlossen. Selbst bei Kosuth oder On Kawara ist das Wort vom Bild noch nicht zu unterscheiden. Das kommt später, ich kann nicht genau sagen wann. Diese neuere Entwicklung - der Text ist vor dem Bild, das Artefakt ist ohne schriftliche Begleitung kaum noch lesbar - bleibt heikel. Zum Glück ist diese extreme Trennung selten, Beispiele sind Tue Greenforts und Rosemarie Trockels Arbeiten. Hier sind Informationen nötig, die es nur aus dritten Quellen gibt.

Arbeiten wie die von Siekmann oder auch Schütte, selbst A. Wehrmann lassen sich aus dem Kontext des Gesamtwerks oder aus meinem Alltagswissen aufschlüsseln, immerhin. Sie bleiben lesbar, mal eher für Experten, mal für jede und jeden, wenn sie sich anstrengen.

Ein weiterer Einwand könnte sein: Konzeptuell ist der Verzicht auf den handwerklichen Aspekt der Kunst, dieser Ballast der Malereitechnik, oder der akrobatischen bildhauerischen Techniken. Befreit vom Handwerk, kann der Künstler eine Idee durch Dritte umsetzen, die das Handwerk beherrschen und seinen Anweisungen folgen. Er kann aber auch Techniken zur Bildfindung nutzen, die schon ein bißchen älter sind, Re-Arrangement, Collage, Ready-Made. Ich habe das immer für einen Schritt gehalten, der zu großartigen Werken geführt hat. Aber als Künstler muß ich dann sehr genau wissen, was ich tue: Rumprobieren oder Übermalen ist nicht.

Noch ein Einwand: Konzeptuell ist die Referenz des Werks auf den eigenen Kontext, und zwar nicht auf die Bilder links und rechts, sondern den Kontext Kunst. Meta-Kunst also. Ist was dran. Hilft aber kaum, bessere Arbeiten zu machen, meine ich.

Vielleicht verfehlt dieser Post aber auch sein Thema: Arbeiten wie die von Greenfort oder Trockel, oder Silke Wagner sind eher ein Art Hybrid-Kunst, sie sind als Kunstwerke nicht mehr komplett lesbar und als gärtnerisches, politisches, ökologisches Modell noch nicht erkennbar, weil sie auf diesen Gebieten keinen Blumentopf gewinnen können. Aufschluß müssen Textquellen geben.

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