Montag, 22. Oktober 2007

Vollgas

e.on erhöht die Strompreise, in Anne Wills Plauderrunde konnten die geladenen Gäste e.on-Vertreter Bernotat nicht dazu bewegen, das plausibel zu begründen.

Die aktuelle Ausstellung im von e.on dauerhaft mitfinanzierten museum kunstpalast ("Bonjour Russland") steht unter der Schirmherrschaft von A. Merkel und W. Putin, letzterer ist Herrscher über ein Land, das der wichtigste Erdgaslieferant des Westens (und Geschäftspartner der e.on) ist. Das mit Gasprom, G. Schröder und W. Putin kriege ich gerade nicht zusammen.

Wie üblich steht das Logo der e.on auffällig auf jedem Stück Papier und natürlich der Internetseite. Es fällt nur diesmal mehr als sonst auf, daß Kultur hier als Marketinginstrument zur Anbahnung und Pflege von Geschäftsbeziehungen dient. Wenn ich richtig informiert bin, war das übrigens spätestens bei der Ausstellung 2356KM (Kunst aus Düsseldorf in Moskau, 2000) so, wo die begleitende Düsseldorfer Delegation reichlich umfangreich und wirtschaftslastig gewesen sein soll.

Der Nachbar RWE machts ähnlich, die Ausstellung Darren Almond, zunächst im Turm der RWE Holding zu sehen (den man völlig unironisch als Dependance des Folkwang-Museums preist), ging dann weiter nach Warschau, "Ausweitung der Kooperation nach Osteuropa" nennt man das auf der Firmenseite.

In Essen hat e.on allerdings schon lange den Fuß in der Tür, 1993 wurde die Ausstellung über die russischen Sammler der frühen Moderne (Morosw und Schtschukin, 1993) von e.on/ ruhrgas gesponsert, ebenso wie die großen Publikumsrenner der Folgejahre (Gauguin, Turner, Cezanne, C.D. Friedrich). Bei Cezanne fühlte sich der WDR damals bemüßigt, folgendes herauszustellen:

Allein die Eremitage in Sankt Petersburg schickte elf Gemälde, darunter Picassos berühmte Komposition "Trois femme" und Cézannes Landschaftsbild "Le paysage bleu"....Eines der vielen Highlights der Ausstellung ist Cézannes Gemälde "Mardi Gras", eine Leihgabe des Moskauer Puschkin-Museums.
Es fällt nicht schwer, dahinter eine gut formulierte Pressemeldung zu erkennen, die dem Wohlbefinden des Sponsors Rechnung trägt. Nun bin ich der letzte, der was dagegen hat, wenn Kulturinstitutionen es schaffen, Geld von Unternehmen zu bekommen. Aber spannend ist es schon, zu verfolgen, wie das publikumswirksame Segment der Kultur sich als Vehikel der Wirtschaftspolitik eignet.

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