Montag, 1. Oktober 2007

Unwirscher Einwurf die skulptur projekte münster betreffend

... und zwar zu Dominique Gonzalez-Forster und ihren Mini-Skulptur-Projekten auf der grünen Wiese: "Ich interessiere mich für die Artikulation von Differenzen", heißt es oberschlau im O-Ton der Künstlerin, ja schön. Ich interessiere mich auch für Differenzen, zum Beispiel zwischen Einnahmen und Ausgaben oder zwischen intellektuellem Konzept und ästhetischer Ausführung. Ich artikuliere mal so: Ästhetische Ausführung oder Qualität heißt nicht, daß es schön ist, sondern daß es ein sichtbares Artefakt gibt, das Überlegungen über Gelingen/ Nicht-Gelingen aushält. Wenigstens das. Bei einer Arbeit wie der von Silke Wagner kann man immerhin den Punkt angeben, an dem sie ästhetisch scheitert (weil sie sich so weit im Dokumentarischen verstrickt, daß es keinen ästhetischen Ausweg gibt), bei Gonzalez-Forster gibt es nichts, was gelingen oder nicht gelingen könnte. Arbeiten, deren Bestandteil unter anderem die Größe und die Plazierung sind, werden verkleinert, aus dem Zusammenhang gerissen und über eine Wiese verstreut, degradiert zu einer Art Spielparcours. Es gibt mobile Kinderspielaktionen, die auf jedem Stadtfest auftauchen, das ist ähnlich und das ist auch schon alles, was sich dieser Arbeit abgewinnen läßt.

Ein weiterer Tiefpunkt ist (war) Tue Greenforts Güllewagen, der - ähnlich wie Silke Wagner - einen dokumentarischen Ansatz verfolgt (der Aasee kann nur durch die Einbringung von Chemikalien im Gleichgewicht gehalten werden, da der Zufluß aus den Bächen mit ihren Düngemittelresten und der Gülle aus der umliegenden Landwirtschaft ihn sonst "umkippen" lassen würde - also eine "künstliche" Idylle). Klar, man kann sich - wenn man will - über chemische Eingriffe in einen künstlich angelegten See ereifern, der immer in Gefahr ist, umzukippen. Wie macht man aber daraus Kunst? Tue Greenfort weiß es auch nicht. Nicht mal ein Subtext, der diese Pseudo-Allegorie begleitet, wird geliefert. Ein zu hartes Urteil? Ich glaube nicht.

Seine und andere Arbeiten (R. Trockel, M. Lehanka) stehen manchmal hilflos, gelegentlich gelangweilt in der Gegend herum, manche, wie die Schrebergartengeschichte von Jeremy Deller, tun gar nichts, sondern warten auf die nächsten zehn Jahre. Klar kann das Kunst sein, Bücher an Schrebergärtner verteilen, die in den nächsten zehn Jahren vollgeschrieben werden. Die Welt wartet aber wohl kaum darauf, diese Bücher zu lesen, also was ist es?

Mehr dazu am 10.10.

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